Psychiatr Prax 2001; 28: 29-31
DOI: 10.1055/s-2001-15384
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Cui bono oder wer braucht die Gesundheitsökonomie?

Cui Bono or Who Needs Health Economics?Wulf Rössler
  • Psychiatrische Universitätsklinik, Zürich
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Publication Date:
31 December 2001 (online)

H. J. Salize hat auf den eklatanten Mangel an empirischen Erkenntnissen über die Versorgung psychisch Kranker hingewiesen. Trotz der dargestellten Defizite ist es ihm gelungen, entlang der spärlichen Daten aufzuzeigen, was wir speziell über die Kosten der Schizophrenie in deutschsprachigen Ländern (nicht) wissen. Der Umfang des heutigen Wissens entspricht in etwa dem eines Entwicklungslandes, was für eine der führenden Industrienationen mit einem der weltweit teuersten Gesundheitsversorgungssysteme bemerkenswert ist. Es bleibt der Trost, dass die wenigen vorhandenen Untersuchungen von guter Qualität sind und wenn es dunkel ist, leuchten bekanntermaßen die Sterne besonders hell.

Wenn bei dem beschriebenen Mangel gesundheitsökonomische Analysen aus dem Bereich der psychiatrischen Versorgung im Vergleich zur Gesamtmedizin sogar noch unterrepräsentiert sind, liegt die Vermutung nahe, dass sich hier ein weiteres Feld der oft beklagten Diskriminierung der Psychiatrie öffnet, z. B. durch restriktive Zuteilung von Forschungsgeldern. Ob dem so ist oder unter Umständen andere Gründe hierfür ausschlaggebend sind, soll nachfolgend skizziert werden.

Für eine erste Annäherung an das Problemfeld ist es wichtig zu wissen, dass die beteiligten Interessengruppen (politische Entscheidungsträger, Sozialleistungsträger, Leistungserbringer und Konsumenten) ganz unterschiedliche (Eigen-)Interessen vertreten, ob und inwieweit gesundheitsökonomische Analysen in ihre jeweilige Entscheidungsfindung einbezogen werden. Deshalb ist es nützlich, die weiteren Überlegungen über den Nutzen der Gesundheitsökonomie getrennt für die verschiedenen beteiligten Interessengruppen [1] zu führen.

Literatur

  • 1 Rössler W. Praktische Probleme der Evaluationsforschung. In: Hell D, Bengel J, Kirsten-Krüger M Qualitätssicherung der psychiatrischen Versorgung. Basel; Karger 1998: 34-44
  • 2 Melchinger H. Ambulante Soziotherapie. Evaluation und analytische Auswertung des Modelprojektes „Ambulante Rehabilitation psychisch Kranker” der Spitzenverbände der gesetzlichen Krankenkassen. Bd. 115. Schriftenreihe des BMG. Baden-Baden; Nomos 1998
  • 3 Häfner H, Buchholz W, Bardens R, Klug J, Krumm B, an der Heiden W. Organisation, Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit komplementärer Versorgung Schizophrener.  Der Nervenarzt. 1986;  57 214-226
  • 4 Salize H J, Rössler W. The cost of comprehensive care of people with schizophrenia living in the community. A cost evaluation from a German catchment area.  British Journal of Psychiatry. 1996;  169 42-48
  • 5 Salize H J, Rössler W. Kosten und Kostenwirksamkeit der gemeindepsychiatrischen Versorgung von Patienten mit Schizophrenie. Monographien aus dem Gesamtgebiet der Psychiatrie. Berlin, Heidelberg; Springer 1998
  • 6 Eichenberger A, Rössler W. Determinants of Work Activity for Severely Mentally Ill. Hamburg; XI. World Congress of Psychiatry: Psychiatry on New Thresholds 6. - 11. August 1999
  • 7 Rössler W. Economics of Obsessive-Compulsive Disorders: On Safe Grounds. In: Maj M, Sartorius N, Okasha A, Zohar J Obsessive-Compulsive Disorder. Chichester; John Wiley & Sons 2000 4: 293-295
  • 8 Meise U, Kemmler G, Kurz M, Rössler W. Die Standortqualität als Grundlage psychiatrischer Versorgungsplanung.  Gesundheitswesen. 1996;  58 (1) 29-37

Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Wulf Rössler

Psychiatrische Universitätsklinik

Militärstraße 8

8021 Zürich
Schweiz

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