Dtsch Med Wochenschr 2001; 126(8): 224
DOI: 10.1055/s-2001-11314
Leserbriefe
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Indikationen und Ergebnisse der videothorakoskopischen Sympathektomie

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Publication Date:
31 December 2001 (online)

Die Darstellung und die Ergebnisse der videothorakoskopischen Sympathektomie, insbesondere bei Patienten mit einer lokalisierten Hyperhidrose, sind beeindruckend. Allerdings mahnen, wie auch von Heuberger et al. [3] dargelegt, die möglichen Komplikationen und Nebenwirkungen vor einer großzügigen Indikationsstellung in Bezug auf ein derartiges Vorgehen. Die nichtoperativen Alternativen der Behandlung lokalisierter Hyperhidrosen sind leider nur am Rande und unvollständig erwähnt. Daher seien uns einige ergänzende Bemerkungen über einen Therapieansatz mit wachsender therapeutischer Relevanz gestattet.

Neben der erwähnten Leitungswasser-Iontophorese und metallsalzhaltigen Externa sollten die topische Anwendung von synthetischen Gerbsäuren, Aldehydverbindungen und Anticholinergika Erwähnung finden. Zugegebenermaßen sind für mittelschwere und schwere Fälle derartige Maßnahmen meistens praktisch wenig wirksam. Anders bei einer, seit Mitte der 90er Jahre durch Bushara und Park [1] eingeführten Therapie der fokalen Hyperhidrose durch intrakutane Injektion von Botulinumtoxin (BTX). BTX hemmt die Freisetzung von Acetylcholin aus präsynaptischen sympathischen cholinergen Nervenendigungen [2] [6] . Die streng intrakutane Applikation ist bei der Hyperhidrosis axillaris und palmaris komplikationsarm und mit zuverlässiger klinischer Wirkung durchführbar [4] [5]. Der therapeutische Effekt ist allerdings reversibel. Nach ca. 1/2 - 3/4 Jahr muss eine erneute Behandlung erfolgen, deren Wirkung nach unserer Erfahrung länger anhält. Als Nebenwirkungen können, insbesondere bei zu tiefer Injektion oder starker Diffusion des Wirkstoffes eine reversible Muskelschwäche und Kraftminderung auftreten. Das Vorkommen eines kompensatorischen oder gustatorischen Schwitzens sowie anderer hypovegetativer Effekte wurde nicht beschrieben.

Da die BTX-Therapie bisher für die Indikation »lokalisierte Hyperhidrose« in Deutschland nicht zugelassen ist, kann nicht von einem etablierten Therapieverfahren ausgegangen werden, gleichwohl wird sie mittlerweile tausendfach auch in Deutschland praktiziert und hat sich aus klinischer Sicht bewährt. Die klinischen Studien im Zulassungsverfahren stehen kurz vor dem Abschluss und mit ihrer Veröffentlichung ist in Kürze zu rechnen. Die BTX-Therapie der fokalen Hyperhidrose wird an Bedeutung gewinnen und kann bereits heute als eine effektive und nebenwirkungsarme Therapieoption angesehen werden.

Literatur

  • 1 Bushara K O, Park D M. Botulinum toxin and sweating.  J Neurol Neurosurg Psychiatry. 1994;  57 1437-1438
  • 2 Bushara K O, Park D M, Jones J C, Schutta H S. Botulinum toxin - a possible new treatment for axillary hyperhidrosis.  Clin Exp Dermatol. 1996;  21 276-278
  • 3 Heuberger J. et al . Indikationen und Ergebnisse der videothorakoskopischen Sympathektomie.  Dtsch Med Wschr. 2000;  125 817-821
  • 4 Naumann M, Flachenecker P, Bröcker E -B, Toyoka K V, Reiners K. Botulinum toxin for palmar hyperhidrosis.  Lancet. 1997;  349 252
  • 5 Naumann M, Hoffmann U, Bergmann I, Hamm H, Toyoka K V, Reiners K. Focal hyperhidrosis - Effective treatment with intracutaneous botulinum toxin.  Arch Dermatol. 1998;  134 301-304
  • 6 Schmitt T, Wehrmann T. Selektive Denervierung durch Botulinus-Toxin als therapeutisches Prinzip im Gastrointestinaltrakt.  Dtsch Med Wschr. 1999;  124 197-203

Dr. med. J. Wohlrab
Prof. Dr. med. W. Ch. Marsch

Universitätsklinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Ernst-Kromayer-Straße 5-6

06097 Halle (Saale)

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