Klin Padiatr 2025; 237(02): S3-S4
DOI: 10.1055/s-0045-1802483
Abstracts
Asthma/Allergologie

Regionale Ungleichheiten in der Versorgung von Asthma bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland – Daten aus ATLAS-Asthma

E Hamelmann
1   Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Kinderzentrum Bethel, Universität Bielefeld
,
M Gappa
2   Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Evangelisches Krankenhaus Düsseldorf
,
B Schaub
3   Abteilung Pädiatrische Allergologie und Pneumologie, Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital, LMU Klinikum, LMU München; Deutsches Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit (DZKJ); Deutsches Zentrum für Lungenforschung, DZL, Standort CPC-M München
,
S Piehl
4   Respiratory and Immunology, AstraZeneca GmbH, Hamburg
,
J C Schwitalla
4   Respiratory and Immunology, AstraZeneca GmbH, Hamburg
,
T Vierbuchen
4   Respiratory and Immunology, AstraZeneca GmbH, Hamburg
› Author Affiliations
 

Hintergrund: Die Behandlung von Kindern und Jugendlichen (KuJ) mit Asthma stellt eine besondere Herausforderung dar, die durch regionale und ökonomische Faktoren beeinflusst werden könnte. Das Ziel des ATLAS-Asthma besteht darin, die Versorgungssituation von Patient:innen mit Asthma in Deutschland auf regionaler Ebene zu analysieren.

Methoden: Für diese Analyse wurden IQVIA™ LRx-Verschreibungsdaten [1] von April 2023 bis März 2024 verwendet. Verschreibungen für Patienten:innen der gesetzlichen Krankenversicherungen wurden mit Hilfe zusätzlicher Informationen über ein maschinelles Lernmodell [2] Diagnosen (Asthma, chronisch obstruktive Lungenerkrankung [COPD], andere Atemwegserkrankungen) zugeordnet. Die Daten von Asthmapatient:innen wurden gemäß 63 Kassenärztliche Vereinigungs-Bezirken (KV-Bezirken), GINA-Stufen, Asthmamedikationen und Altersgruppen (0–5, 6–11, 12–17 bzw. 0–17 Jahre) stratifiziert. Die GINA-Stufen wurden u.a. basierend auf der geschätzten täglichen inhalativen Corticosteroid-Dosis gemäß S2k-Leitlinie [3] zugeordnet. Zusätzlich zu Verschreibungsdaten wurden regionale Faktoren wie die Pädiater:innendichte und der sozialökonomische Deprivationsindex in die Analyse einbezogen.

Ergebnisse: Im Analysezeitraum (12 Monate) betrug die Asthmaprävalenz bei 0–17-Jährigen in Deutschland 3,9%, was etwa 538.000 Patient:innen entspricht. Ca. 10% der Patient:innen zwischen 0 und 17 Jahren erhielten≥3 Verschreibungen von short-acting-β-agonist (SABA)-Inhalatoren. Im gleichen Zeitraum erhielten 11,8% bzw. 3% der Patient:innen≥1 bzw.≥2 akute Verschreibungen oraler Corticosteroide (OCS). Sowohl bei den SABA- als auch bei den akuten OCS-Verschreibungen wurde ein Gefälle von Südwesten (höherer Anteil) nach Nordosten (niedrigerer Anteil) beobachtet. Langzeitverschreibungen von OCS wurden im Gegensatz zu erwachsenen Asthmapatient:innen nur bei einem sehr geringen Anteil von KuJs (<0,1%) beobachtet. In allen KV-Bezirken korrelierten die Asthmaprävalenz, SABA- und akute OCS-Verschreibungen nicht signifikant mit dem sozialökonomischen Deprivationsindex. Ebenso bestand keine signifikante Korrelation zwischen der regionalen Dichte der Pädiater:innen und den Verschreibungsraten für SABA oder akute OCS-Therapie.

Schlussfolgerung: Während Dauertherapien mit OCS bei KuJ deutschlandweit eine vernachlässigbare Rolle spielten, zeigten sich regionale Unterschiede hinsichtlich häufiger SABA- und akuter OCS-Verschreibungen, die auf eine unzureichende Asthmakontrolle hindeuten könnten. Durch die Möglichkeit, Daten zu zusätzlichen regionalen Parametern, wie der Pädiater:innendichte und dem sozialökonomischen Deprivationsindex in den ATLAS-Asthma zu integrieren, kann deren Einfluss auf die medikamentöse Versorgungssituation analysiert werden. Dies bietet das Potenzial, konkrete Maßnahmen zur Ergründung regionaler Patientenbedürfnisse abzuleiten und die Versorgung von KuJs mit Asthma in Deutschland gezielt zu verbessern.

Diese Studie wurde von AstraZeneca GmbH Hamburg unterstützt.



Publication History

Article published online:
28 February 2025

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