Gesundheitswesen 2025; 87(S 01): S125-S126
DOI: 10.1055/s-0045-1802152
Abstracts │ BVÖGD, BZÖG, DGÖG, LGL
03.04.2025
Postersitzung Evidenz
13:30 – 15:00

Zwischenbericht zum Forschungsprojekt „Der Öffentliche Gesundheitsdienst als Arbeitgeber: Multiprofessionell, digital und beteiligungsorientiert in die Zukunft?“

J Kleinschmidt
1   Hochschule Fulda, Fachbereich Gesundheitswissenschaften, Hessen, Fulda
,
B Ewert
1   Hochschule Fulda, Fachbereich Gesundheitswissenschaften, Hessen, Fulda
,
K Klenk
2   Helmut-Schmidt-Universität, Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Hamburg
,
C Lückenbach
2   Helmut-Schmidt-Universität, Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Hamburg
,
R Reiter
3   FernUniversität in Hagen, Institut für Politikwissenschaft, Nordrhein-Westfalen, Hagen
› Institutsangaben
 

Einleitung: Der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) als zentraler Akteur der Öffentlichen Daseinsvorsorge trägt Verantwortung für die Gesundheit der Bevölkerung. Diese wurde durch die SARS-CoV-2-Pandemie als Auslöser einer gesundheitlich-sozialen Versorgungskrise sowohl für die Bevölkerung als auch die Gesundheitspolitik sichtbar. In der Konsequenz wurde 2020 der Pakt für den ÖGD verabschiedet und die bundesweite finanzielle und strukturelle Stärkung des ÖGD bis zum Jahr 2026 beschlossen [1]. Dieser Reforminitiative liegt das Leitbild für einen modernen ÖGD zugrunde, welches eine Zukunftsperspektive für die Weiterentwicklung des ÖGD hinsichtlich seiner Struktur, Aufgaben und Arbeitsweisen beschreibt [2]. Im Rahmen des Forschungsprojektes wird die Fragestellung untersucht, wie sich der lokale ÖGD als Arbeitgeber in den Bereichen Personal und Ressourcen, organisatorische und digitale Infrastruktur sowie Koordination und Netzwerkbildung in Folge der Umsetzung des Paktes entwickelt.

Methodik: Das als Mixed Methods-Studie geplante Forschungsprojekt wird zwischen 2024 und 2026 durchgeführt. Der Modernisierungsprozess des ÖGD wird auf Ebene der kommunalen Gesundheitsämter untersucht. Hierzu wurden 2024 eine Literatur- und Dokumentenanalyse durchgeführt sowie ein theoretisches Modell für die institutionelle Modernisierung des ÖGD konzipiert. Dieses umfasst die Dimensionen Personal und Ressourcen, organisatorische und digitale Infrastruktur sowie Governance. Im Rahmen der qualitativen Datenerhebung wurden ein Interviewleitfaden entwickelt und Expert:innen-Interviews mit Amtsleiter:innen von Gesundheitsämtern, kommunalpolitischen sowie gewerkschaftlichen Interessensvertreter:innen und ÖGD-nahen Public-Health-Akteuren durchgeführt. Die qualitative Inhaltsanalyse der Interviews und die Planung und Durchführung eine Befragung der kommunalen Gesundheitsämter erfolgt 2025.

Ergebnis: Modernisierungsaktivitäten des lokalen ÖGD, die der pfadabhängig-institutionellen Modernisierung zugeordnet werden, beschränken sich in den drei Dimensionen Personal und Ressourcen, Infrastruktur sowie Governance primär auf den Ausgleich des jahrzehntelangen Investitionsstaus der Gesundheitsämter und den Aufgabenbereich Gesundheitsschutz. Darüberhinausgehende Modernisierungsmaßnahmen werden dem Szenario der programmatisch-institutionellen Modernisierung zugeordnet und beschreiben den Wandel des lokalen ÖGD hin zu einer mandatierten koordinativ-partizipativen Steuerungsinstanz der öffentlichen Daseinsvorsorge. Charakterisierend sind Modernisierungsmaßnahmen innerhalb der Organisations- und Personalstrukturentwicklung, die Umsetzung von Digitalisierungsstrategien und die Erweiterung koordinativ-steuernder Aufgabenbereiche.

Diskussion: Das Modell der institutionellen Modernisierung wird als theoretische Grundlage für die Analyse der Modernisierungsprozesse von Gesundheitsämtern unter Berücksichtigung derer heterogenen Ausgangslage verwendet. Dabei wird der Pakt für den ÖGD als primärer Treiber für die bundesweiten Modernisierungsaktivitäten der Gesundheitsämter gesehen. Aufgrund einer bislang unklaren Anschlussfinanzierung nach 2026 sind die langfristigen Auswirkungen des Paktes auf den Prozess der Modernisierung des ÖGD jedoch ungewiss. Demzufolge kommt dem Engagement von Einzelakteuren eine Schlüsselfunktion zu. Relevant ist beispielsweise, ob sich die fachlich verantwortlichen und kommunalpolitischen Leitungsfunktionen als „Policy Entrepreneure“ verstehen. Die Ausgestaltung der Modernisierungsaktivitäten der Gesundheitsämter werden im weiteren Verlauf des Forschungsprojektes analysiert und anhand des Modells der institutionellen Modernisierung beschrieben.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
11. März 2025

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