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DOI: 10.1055/s-0044-1788417
Priorisierung von Aufnahmeanfragen für stationäre Hospize
Hintergrund Die Anzahl der Aufnahmeanfragen in stationären Hospizen übersteigt die vorhandenen Bettenkapazitäten. Dies hat zur Folge, dass die Einrichtungen mit Wartelisten arbeiten und eine Priorisierung der Aufnahmeanfragen vornehmen müssen. Ein regelgeleitetes und transparentes Vorgehen gibt es nicht [1]. Dies erscheint – auch ethisch betrachtet – umso problematischer, als dass nicht allen Erkrankten auf den Wartelisten rechtzeitig ein Platz angeboten werden kann [2]. Ziel der Studie war die Darstellung von beeinflussenden Faktoren auf die Priorisierung von Aufnahmeanfragen für stationäre Hospize. Aus den Ergebnissen wurden Empfehlungen für die Entscheidungsfindung abgeleitet.
Methode Es erfolgten eine internationale Literaturanalyse und qualitative, leitfadengestützte Experteninterviews nach informierter Einwilligung mit zwanzig am Entscheidungsprozess zur Aufnahme beteiligten Personen aus verschiedenen Hospizen in NRW. Die Datenauswertung erfolgte als inhaltlich strukturierende qualitative Inhaltsanalyse angelehnt an Kuckartz & Rädiker (2022).
Ergebnisse Es wurden elf Faktoren identifiziert, die die Entscheidung zur Priorisierung der Aufnahmeanfragen beeinflussen. Dominierend ist die Priorisierung nach der Länge der Wartezeit und/oder der Dringlichkeit der Anfragen. Als Herausforderung nannten die Befragten zeitlichen Druck, fehlende Ressourcen und nicht ausreichende Informationen. Sie beschrieben einen emotionalen Druck und Sorge, ob das eigene Vorgehen gerecht ist. Zudem wurde über eine zunehmende Anzahl an Auszügen aus Hospizen berichtet, die Diskussionen über die Hospiznotwendigkeit mit sich bringen. Das Anfrage- und Aufnahmemanagement geht mit einem hohen Beratungsanteil und zeitlichem Aufwand einher.
Schlussfolgerung Die Entscheidungsfindung zur Priorisierung von Aufnahmeanfragen für stationäre Hospize ist komplex. Zahlreiche Faktoren werden unter ethischen Aspekten abgewogen. Zur Bewertung der Dringlichkeit ist es sinnvoll, ein umfassendes Bild von der Situation der angemeldeten Personen zu erhalten. Die Autorin hat Leitfragen entwickelt, die in der Fachgemeinschaft interdisziplinär diskutiert werden sollten. Ein transparentes Vorgehen ist nicht nur unter dem Aspekt der Gerechtigkeit sinnvoll. Es zeigt auch auf, welch hoher Zeitaufwand und wie viel Verantwortung diese Aufgabe impliziert.
Publication History
Article published online:
26 August 2024
© 2024. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Herbold-Ohmes C.. Schwerkranke und Sterbende im Hospiz und auf der Palliativstation. Eine vergleichende, verlaufsorientierte Studie von zwei exemplarischen Betreuungsmodellen. Dissertation. 2007 https://ediss.uni-goettingen.de/handle/11858/00-1735-0000-0006-B3EB-2 2023-03-15
- 2 Jansky M., Nauck F., Jaspers B.. Gutachten zum Bedarf an Hospizbetten in Nordrhein-Westfalen. 2017 https://alpha-nrw.de/wp-content/uploads/2017/05/gutachten_bedarf_hospizbetten_nrw_2017.pdf 2023-04-22