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DOI: 10.1055/s-0044-1788124
Palliatives thorakales Tumordebulking beim thorakal metastasierten Keimzelltumor: Einzelfallentscheidungen mit unterschiedlichem Ausgang
Hintergrund Das Tumordebulking bei ausgeprägten thorakalem Tumorbefall eines metastasierten Keimzelltumors stellt weiterhin eine Einzelfallentscheidung dar. Indikation und Ziel sind die Therapiefähigkeit des Patienten für eine Systemtherapie zu ermöglichen.
Material und Methode Falldarstellungen (n=2) bei thorakal metastasiertem Keimzelltumor und fehlender systemtherapeutischer Therapiefähigkeit aufgrund kardiopulmonaler Instabilität.
Ergebnis Ein 33-jähriger Patient zeigte eine große rechts-thorakale Metastasierung eines histologisch gesicherten Rezidivs eines Nicht-Seminoms des Hodens. Unter hohem Risiko wurde ein Zyklus Systemtherapie (PEI-Schema) gegeben. Die thorakale Tumorlast führte zu einer hämodynamisch relevanten Kompression des Herzes mit konsekutivem Rechtsherz- und Nierenversagen. Eine weitere Chemotherapie war nicht möglich. Als interdisziplinäre Einzelfallentscheidung erfolgte das thorakale Tumordebulking inkl. subtotaler Pleurektomie und Dekortikation via Clamshell-Inzision. Postop erholte sich die Nierenfunktion und am 9. postop Tag wurde der Patient auf Normalstation verlegt. Ein Monat nach der OP wurde die palliative Systemtherapie fortgesetzt.
Ein 26-jähriger Patient wurde mit Dyspnoe, rechts hemithorakaler Schwellung, Stimmveränderung und oberer Einflussstauung zuverlegt. Im CT zeigte sich ein Tumor im gesamten rechten Hemithorax mit Kompression des Herzens. Histologisch konnte ein Dottersacktumor in den rechts axillären Lymphknoten gesichert werden. Nach interdisziplinärer Beratung und steigender hämodynamischer Instabilität wurde als Einzelfallentscheidung ein thorakales Tumordebulking empfohlen. Es folgte die erweiterte Pleuropneumonektomie rechts unter va-ECMO (femoral) via Clamshell-Inzision. Aufgrund diffuser Blutung und Gerinnungsversagen waren perioperativ Massentransfusionen nötig. Unmittelbar postop wurde die va-ECMO zentral umkanüliert, thorakal gepackt und ein abdomineller Pseudo-VAC angelegt. Danach konnte der Patient unter Eskalation der Organersatzverfahren auf niedrigem Niveau stabilisiert werden, im Verlauf zeigt das cCT große, mittellinienverlagernde Filia. Angesicht der ausgeschöpften Therapieoptionen und anhaltendem Multiorganversagen wurde das Therapieziel auf best supportive care geändert. Der Patient verstarb am 7. postop Tag.
Schlussfolgerung Ein thorakales Tumordebulking kann beim metastasierten Keimzelltumor als interdisziplinäre Einzelfallentscheidung unter hohem Operationsrisiko mit dem Ziel angeboten werden, die Chemotherapiefähigkeit des Patienten zu erzielen.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
13. August 2024
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