Gesundheitswesen 2024; 86(S 02): S132
DOI: 10.1055/s-0044-1781943
Abstracts | BVÖGD, BZÖG, DGÖG
26.04.2024
Krisenmanagement – Poster (ohne Postersitzung) 09:15 – 10:00 | Saal Y

Containment Scouts – Evaluation einer Initiative zur personellen Unterstützung der Gesundheitsämter während der COVID-19 Pandemie

A. Meinen
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Fachgebiet 37: Nosokomiale Infektionen, Surveillance von Antibiotikaresistenz und -verbrauch, Berlin
,
D. Said
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Fachgebiet 37: Nosokomiale Infektionen, Surveillance von Antibiotikaresistenz und -verbrauch, Berlin
,
S. Brinkwirth
,
T. Eckmanns
,
J. Hermes
› Author Affiliations
 

Hintergrund: Das Fallmanagement und die Kontaktpersonennachverfolgung von SARS-CoV-2-Fällen galten insbesondere vor der Verfügbarkeit von Impfpräparaten als eine der wirksamsten Maßnahmen. In Deutschland befindet sich die Kontaktpersonenverfolgung gemäß § 11 Infektionsschutzgesetz (IfSG) im Zuständigkeitsbereich der Gesundheitsämter. Bereits vor Pandemiebeginn wurden jedoch die dortigen mangelnden personellen und monetären Ressourcen kritisiert. Deshalb wurde im Frühjahr 2020 die Containment-Scout-Initiative (CSI) ins Leben gerufen. Ziel war es, mit Hilfe vom zusätzlichen Unterstützungspersonal, s.g. Containment Scouts (CS), die personellen Ressourcen in den Gesundheitsämtern schnellstmöglich zu erhöhen und somit die Kontaktpersonennachverfolgung und das Fallmanagement in Anbetracht rapide steigender Infektionszahlen weiterhin gewährleisten zu können. In der Ausgestaltung war das Projekt weltweit einmalig. Der vorliegende Beitrag stellt die Ergebnisse der Evaluation der CSI vor.

Methode: Im Herbst 2021 wurden die zuständigen Kontaktpersonen in den Landesgesundheitsbehörden und Gesundheitsämtern bundesweit per E-Mail-Anschreiben eingeladen an einer Online-Befragung teilzunehmen. Insgesamt ca. 3800 (ehemalige) Containment Scouts wurden über das Bundesverwaltungsamt, dem Arbeitgeber, kontaktiert. Für die Befragung wurde die Online-Fragebogensoftware Voxco genutzt. Die Teilnahme war freiwillig und anonym.

Ergebnisse: An der Befragung beteiligten sich etwa ein Drittel aller kontaktierten CS (36,5%), 20,1% der angefragten Mitarbeitenden der Gesundheitsämter und etwas mehr als 60,0% der Mitarbeitenden in den Landesgesundheitsbehörden. Die Mehrzahl der CS (54,1%) wurden durch die Gesundheitsämter ausgesucht (vom BVA: 36,1%), waren weiblich (59,7%), hauptsächlich zwischen 25 bis 34 Jahre alt (44,5%) und hatten überwiegend einen akademischen Hintergrund (40,0%). Ein Drittel der CS hatten einen fachlichen Hintergrund mit Gesundheitsbezug (32,3%), wohingegen 60,5% der CS einen anderen fachlichen Hintergrund angaben. Bei über 65% wurde durch die Tätigkeit ein Interesse an einer weiterführenden Tätigkeit im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) geweckt. Mobile CS wurden vor allem zur Unterstützung bei Ausbruchsgeschehen angefordert (65,6%), aber auch bei Verzug von Meldedaten (18,8%). Über 69% der Gesundheitsamt-Mitarbeitenden wünschen sich das Konzept der mobilen Scouts auch zur Unterstützung bei Ausbrüchen in Nicht-Pandemiezeiten.

Von den CS, den Gesundheitsamt-Mitarbeitenden und den Landesgesundheitsbehörden wurden die CSI überwiegend als sehr gut oder gut bewertet (79,7%, 82,2%, 100%).

Schlussfolgerung: Die CSI hat sich als geeignetes Tool für eine kurzfristige personelle Aufstockung von Gesundheitsämtern in der COVID-19 Pandemie herausgestellt, in der auch Personen ohne spezifische Ausbildung oder medizinische Vorkenntnisse erfolgreich eingesetzt wurden. Für aktuelle Ausbrüche und zukünftige Krisen bzw. Pandemien empfiehlt sich das Konzept der CSI und für letztere sollte diskutiert werden, ob es daher in den Nationalen Pandemieplan für Deutschland aufgenommen werden soll.



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Article published online:
10 April 2024

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