Z Geburtshilfe Neonatol 2023; 227(03): e84-e85
DOI: 10.1055/s-0043-1769342
Abstracts
Freie Vorträge
Postersession 09 – Pädiatrische Intensivmedizin 1

Isolierte Meningokokken-Ventrikulitis bei einem 6 Monate alten Säugling

Sabrina Lais
1   Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln, Universität Witten/Herdecke, Neonatologie, Pädiatrische Intensivmedizin, Schlafmedizin, Datteln, Germany
,
Catharina Spratte
1   Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln, Universität Witten/Herdecke, Neonatologie, Pädiatrische Intensivmedizin, Schlafmedizin, Datteln, Germany
,
Claudia Navas
2   Kinder- und Jugendklinik Gelsenkirchen, Klinik für Pädiatrische Neurochirurgie, Gelsenkirchen, Germany
,
Lutz Schreiber
2   Kinder- und Jugendklinik Gelsenkirchen, Klinik für Pädiatrische Neurochirurgie, Gelsenkirchen, Germany
,
Frank Niemann
3   Kinder- und Jugendklinik Gelsenkirchen, Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin, Gelsenkirchen, Germany
,
Andreas Panzer
4   Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln, Universität Witten/Herdecke, Kinderradiologie, Sonographie und Magnetresonanztomographie, Datteln, Germany
,
Claudia Roll
1   Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln, Universität Witten/Herdecke, Neonatologie, Pädiatrische Intensivmedizin, Schlafmedizin, Datteln, Germany
› Author Affiliations
 

Hintergrund Eine primär bakterielle Ventrikulitis wird – im Gegensatz zur Ventrikulitis im Rahmen einer Meningitis – sehr selten beobachtet. Einzelfall- und kleine Kohortenbeschreibungen weisen darauf hin, dass die Klinik häufig subtil, die Folgen bei einer späten Diagnosestellung schwerwiegend sind.

Fallbericht Der 6 Monate alte Junge, Frühgeborenes 36 Wochen, wurde 14 Stunden nach als plötzlich beschriebenem Symptombeginn – Opisthotonus, Agitiertheit und Erbrechen – in der Notfallambulanz vorgestellt. Neben dem ausgeprägten Opisthotonus fiel eine gespannte Fontanelle auf, kein Fieber, gute periphere Perfusion, Blutdruck, Herz- und Atemfrequenz unauffällig. CRP 0,75 mg/dl (maximaler Wert), IL-6 4 pg/dl, Leukozyten im Normbereich ohne Linksverschiebung, persistierende Thrombozytose (1.690.000/µI), Gerinnung unauffällig, keine D-Dimere. Die Schädelsonographie zeigte deutlich erweiterte innere Liquorräume mit teils sedimentierten, teils flottierenden Partikeln und aufgebrauchte äußere Liquorräume. Auf eine Lumbalpunktion wurde wegen möglichen Hirndrucks verzichtet, nach Anlage einer Blutkultur (die steril blieb) Beginn einer intravenösen antibiotischen Therapie mit Cefotaxim. Bei klinisch zunehmenden Hirndruckzeichen mit Cheyne-Stokes-Atmung invasive Beatmung und Anlage einer externen Ventrikeldrainage. Meningen intraoperativ klinisch unauffällig. Liquor: Druck 10 cmH2O. Zellzahl 334/µl, Eiweiß 197 mg/dl, Glucose 7 mg/dl, Nachweis von Meningokokken via Multiplex-PCR. Rasche klinische Erholung, die Drainage wurde nach 6 Tagen gezogen. Es trat nie Fieber auf. Die Entzündungsparameter blieben negativ (CRP maximal 0,75 mg/dl). Das MRT an Tag 3 zeigte keine meningealen Veränderungen bis auf fragliche Veränderungen am Boden des Kleinhirns sowie um die Medulla oblongata.

Diskussion Unser Fall zeigt nicht den beschriebenen schleichenden, zunächst blanden Verlauf einer isolierten Ventrikulitis, Leitsymptom waren hier Opisthotonus und klinische Hirndruckzeichen. Typisch jedoch fehlendes Fieber und negative Entzündungsparameter.



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Article published online:
06 June 2023

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