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DOI: 10.1055/s-0043-125350
Kommentar
Publication History
Publication Date:
20 February 2018 (online)
Transfusionstrigger sind im klinischen Alltag ein wichtiges Instrument zur Durchführung einer zielgerichteten Therapie mit Blutprodukten. Sie definieren Entscheidungsgrenzen, die im Krankheitsverlauf den Zeitpunkt erkennen lassen, ab welchem der Nutzen einer Transfusionstherapie mögliche transfusionsassoziierte Risiken übersteigt. Die Wertigkeit einer solchen Entscheidungsgrenze wird in klinischen Studien evaluiert, da nur auf diese Weise der klinische Outcome einer Transfusion systematisch untersucht werden kann. Besonders schwierig ist die Festlegung von Transfusionstriggern für die Therapie mit Thrombozytenkonzentraten. Dies wird am Beispiel von Patienten nach Hochdosischemotherapie deutlich. Zwar besteht bei diesem Patientenkollektiv in der thrombozytopenischen Phase ein eindeutiger Zusammenhang zwischen dem Blutungsrisiko und der Thrombozytenzahl, die daraus abgeleitete Vermutung aber, dass durch eine prophylaktische Gabe von Thrombozytenkonzentraten das Risiko für bedrohliche Blutungen signifikant gesenkt werden könnte, konnte in klinischen Studien nicht bestätigt werden. Mögliche Ursachen können eine verminderte Wirksamkeit der transfundierten Thrombozyten und/oder Einflussfaktoren sein, die neben der Thrombozytenzahl das Blutungsrisiko beeinflussen. In einer modifizierten Auswertung der Daten ihrer 2010 publizierten PLADO-Studie kommen die Autoren jetzt zu dem Schluss [1], dass neben der Thrombozytenzahl das klinische Setting, das Ausmaß der Hämatokriterniedrigung und eine verlängerte APTT- und/oder eine verlängerte Thromboplastinzeit (erniedrigter Quick-Wert) Prädiktoren für ein erhöhtes Blutungsrisiko sind. Eine unmittelbare Umsetzung in konkretes klinisches Handeln kann aus dieser Reanalyse der PLADO-Daten nicht abgeleitet werden, da die Studie nicht so konzipiert war, dass ein kausaler Zusammenhang zwischen diesen potenziellen Prädiktoren und dem Auftreten von Blutungen untersucht wurde. Beispielsweise bleibt unklar, ob durch eine Transfusion von Erythrozytenkonzentraten zur Hämatokritkorrektur das Blutungsrisiko tatsächlich gesenkt werden kann oder aber der erniedrigte Hämatokrit nicht eher Ausdruck einer besonders stark ausgeprägten hämatopoetischen Insuffizienz oder gar einer bereits bestehenden Blutung ist. Insofern dürfen diese möglichen Blutungsprädiktoren nicht mit Transfusionstriggern gleichgesetzt werden. Der zu erwartende und bestätigte Einfluss einer eingeschränkten plasmatischen Gerinnung auf das Blutungsrisiko unterstreicht jedoch die Bedeutung eines regelmäßigen Hämostasemonitorings mit nachfolgender Therapie zur Blutungsprophylaxe in diesem Hochrisikokollektiv.
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Literatur
- 1 Slichter SJ, Kaufman RM, Assmann SF et al. Dose of prophylactic platelet transfusions and prevention of hemorrhage. N Engl J Med 2010; 362: 600-613