Die Wirbelsäule 2018; 02(01): 41
DOI: 10.1055/s-0043-122089
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Central Cord Syndrome (CCS) nach Sturz bei Stenose. Resümee: Sicht der Vorsitzenden

Central cord syndrome (CCS) after fall in case of spinal stenosis. Summary: The chairmanʼs opinion
Michael Winking
ZW-O, Spine Center Klinikum Osnabrück
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Publication Date:
21 February 2018 (online)

Über die Frage nach einer konservativen oder operativen Behandlung von CCS müsste es keine Diskussion geben. Legt man aktuelle Studien wie die prospektive STASCIS zu Grunde, stellt sich nur noch die Frage nach dem Zeitpunkt des operativen Eingriffs. So wird in deren Schlussfolgerung zusammengefasst, dass eine Dekompression innerhalb von 24 h sicher durchgeführt werden kann und mit einer deutlichen neurologischen Verbesserung einhergeht.

Beim CCS handelt es sich um eine meist inkomplette Rückenmarkschädigung als Folge einer Hyperextension der HWS. Es entstehen armbetonte Paresen, die häufig verbunden sind mit Blasenentleerungstörungen. Beide Referenten haben die gegenwärtigen Handlungsoptionen auf der Grundlage der Literatur umfassend dargestellt. Ein differenzierterer Blick in die Literatur zeigt die Schwächen der publizierten Studien zu dem Thema. So wird in vielen Untersuchungen nicht unterschieden zwischen CCS mit und ohne vorbestehende Stenosen. Auch bleibt der Einfluss des Patientenalters in manchen Analysen unberücksichtigt. Bisweilen setzen sich die Studienkollektive zusammen aus 80-jährigen Patienten mit vorbestehender Degeneration aber gleichzeitig auch unter 30-jährigen Trauma-Patienten mit instabilen Frakturen oder Patienten mit sog. SCIWORA d. h. ohne radiologisch erkennbare Auffälligkeiten [1].

Obwohl die Operation innerhalb von 24 Stunden einen deutlichen Vorteil zu verzögerten Eingriffen hat, bleibt nach dem systematischen Review von Aarabi et al. [2] festzustellen, dass sich diese Empfehlungen überwiegend aus Klasse III Evidenz Studien herleiten. Inwieweit eine noch frühere chirurgische Intervention Vorteile bringt kann aufgrund zu kleiner Studienpopulationen nicht bestätigt werden. Ein wichtiger Prädiktor für den Eingriffszeitpunkt scheint die Schwere des neurologischen Defizits zu sein. So profitieren Patienten bei vorbestehender Stenose und stärkeren neurologischen Ausfällen (ASIA A-C) deutlicher von einer frühen Dekompression als Patienten mit einem ASIA D Status. In der Gruppe der älteren Patienten haben Komorbiditäten eine Bedeutung für das Behandlungsergebnis. In diesem Kollektiv wird auch bei inkompletten Querschnittssyndromen eine intensivmedizinische Behandlung mit Stabilisierung der Parameter empfohlen. Selbst dann soll eine verzögerte operative Dekompression noch einen positiven Effekt auf die neurologische Erholung haben.

 
  • Literatur

  • 1 Liu Q, Liu Q, Zhao J. et al. Early MRI finding in adult spinal cord injury without radiologic abnormalities does not correlate with the neurological outcome: a retrospective study. Spinal Cord 2015; 53: 750-753
  • 2 Aarabi B, Hadley MN, Dhall SS. et al. Management of acute traumatic central cord syndrome (ATCCS). Neurosurgery 2013; 72: 195-204