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DOI: 10.1055/s-0043-119866
Zum sicheren Einsatz chronisch infizierter Beschäftigter im Krankenhaus
Publication History
Publication Date:
12 December 2018 (online)
Bei Entscheidungen über den Einsatz chronisch Hepatitis-B- oder -C-erkrankter bzw. HIV-infizierter Beschäftigter im Krankenhaus kann es zu oft zu Unsicherheit und Verfahrensfehlern kommen. Die Deutsche Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten (DVV) hat Viruslastgrenzwerte für einen abgestuften Tätigkeitseinsatz definiert. Bei übertragungsträchtigen Arbeiten wird die Beratung durch ein interdisziplinäres Expertengremium empfohlen.
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Durch teilweise konkurrierende gesetzliche Regelungen kann es bei Entscheidungen über den Einsatz chronisch Hepatitis-B-, Hepatitis-C- oder HIV-infizierter Beschäftigter im Krankenhaus zu Unsicherheit und Verfahrensfehlern kommen.
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Die Deutsche Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten (DVV) hat in ihren entsprechenden Empfehlungen Viruslastgrenzwerte für den abgestuft möglichen Tätigkeitseinsatz von chronisch infizierten Beschäftigten definiert.
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Im Rahmen des IGE-Projekts wurde aufgezeigt, dass vielen Beschäftigten mit einer chronischen Infektion bis heute nicht fachgerecht und sozial verantwortlich begegnet wird. Dies gilt auch für Arbeitsplatzbewerber.
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In Fällen, in denen keine sachlich gerechtfertigte und unkomplizierte Lösung für den Tätigkeitseinsatz gefunden wird, ist die Einsetzung eines interdisziplinären Expertengremiums ein Beitrag zu einem transparenten und qualitätsgesicherten Vorgehen.
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Eine statistische Erhebung bei Betriebsärzten und Hygieneärzten im Krankenhaus zur interdisziplinären Zusammenarbeit und zur Umsetzung solcher Expertengremien in der Praxis ergibt, dass bisher weder ein Austausch zwischen Betriebs- und Hygieneärzten noch Verfahren zur Implementation beratender Gremien zum betrieblichen Standard gehören.
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