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DOI: 10.1055/s-0043-116495
Urinöser Aszites bei Sinus-urogenitalis-Fehlbildung
Publication History
Publication Date:
11 August 2017 (online)
Fallpräsentation
Anlässlich der Schwangerenvorsorge war in einer gynäkologischen Praxis in der 20. Schwangerschaftswoche (SSW) eine zystische Struktur im Unterbauch des Feten gesehen worden. Bei der Vorstellung am Universitären Perinatalzentrum wurde mit 25+0 SSW ein ausgeprägter fetaler Aszites festgestellt. Es erfolgte eine Amniozentese, die einen unauffälligen weiblichen Karyotyp zeigte. Wegen des stark zunehmenden Bauchumfanges wurde mit 28+5 SSW eine fetale Aszitespunktion vorgenommen, bei der 635 ml gelbliche Flüssigkeit drainiert wurden.
Bei Amnioninfektionssyndrom mit unaufhaltsamen Wehen kam es mit 30+2 SSW zur Geburt durch Sectio caesarea, die durch den vergrößerten Bauchumfang erschwert war. Direkt postnatal imponierte das massiv dilatierte Abdomen mit begleitender Thorax-/Lungenhypoplasie ([Abb. 1]), die wegen der resultierenden persistierenden pulmonalen Hypertension des Neugeborenen (PPHN) eine Hochfrequenzoszillationsbeatmung (HFOV) mit inhalativer Stickstoffmonoxid-Applikation (iNO) notwendig machte. Das äußere Genitale wirkte in atypischer Weise verschlossen mit einer prominenten Klitoris, zusätzlich fand sich eine Analatresie. Im Alter von wenigen Lebensstunden wurde eine explorative Laparatomie zur kontrollierten Entlastung des erhöhten intraabdominellen Druckes mit gleichzeitiger Anlage eines suprapubischen Blasenkatheters sowie eines Anus praeternaturalis vorgenommen. Die laborchemische Untersuchung der gewonnenen intraabdominellen Flüssigkeit zeigte, dass es sich um urinösen Aszites handelte.
Sonografisch und im abdominellen MRT kam eine große, retrovesikal gelegene Struktur ohne erkennbare Verbindung zum Beckenboden zur Darstellung. In der Durchleuchtung zeigte sich eine Verbindung zwischen Harnblase und Vagina mit Rückstau des Urins über den Uterus und beide Tuben in die freie Bauchhöhle (vgl. [Abb. 2]). Daraufhin wurde über eine kleine perineale Öffnung, aus der sich tropfenweise Urin entleerte, ein zusätzlicher Harnkatheter in den „Sinus urogenitalis“ eingelegt.
Nach Überwindung der Probleme der Frühgeburtlichkeit und Lungenhypoplasie einschließlich des Aufbaus der enteralen Ernährung konnte das Mädchen in der korrigierten 44. SSW nach Hause entlassen werden, nachdem die Eltern in die Versorgung der beiden Urinableitungen und in die Stomapflege eingewiesen worden waren. Im 6. Lebensmonat wurde das Kind zur Korrektur-OP wiederaufgenommen. Dabei wurden der Sinus urogenitalis in ein Ostium urethrae umgeformt, der durch die Flüssigkeitsansammlung erweiterte Vaginalschlauch und das atretische Sigmoid nach perineal durchgezogen sowie die zugehörigen Fistelverbindungen verschlossen.
Im weiteren Verlauf wurde das Mädchen regelmäßig in unserer Frühgeborenen-Nachsorgesprechstunde gesehen. Im korrigierten Alter von fast 23 Monaten lag die Entwicklung im kognitiv-sprachlichen Bereich bei 16 Monaten, auch die motorische Entwicklung war etwas verzögert. Insgesamt präsentierte sich das Mädchen, das intrauterin durch einen massiven fetalen Aszites aufgefallen war und nach erfolgter Frühgeburt erhebliche pulmonale Probleme aufgewiesen hatte, jedoch als aufmerksames, fröhliches und kontaktfreudiges Kleinkind ([Abb. 3]).
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Literatur
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