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DOI: 10.1055/s-0043-115381
Aufgaben und Struktur moderner Epilepsiezentren in Deutschland
Tasks and Structure of Modern Epilepsy Centres in GermanyPublication History
Publication Date:
24 October 2017 (online)


Zusammenfassung
Epilepsien zählen zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen mit etwa 600 000 Betroffenen in Deutschland. Symptome epileptischer Anfälle, die Vielzahl möglicher Epilepsieursachen und die unterschiedlichen Krankheitsverläufe erschweren sowohl die korrekte Diagnosestellung als auch die Auswahl einer geeigneten Therapie (Antikonvulsiva, epilepsiechirurgische Eingriffe, Neurostimulationsverfahren, ketogene Ernährungstherapien, Verhaltensstrategien u. a.). Zudem haben krankheitsspezifische Risiken sowie häufig auftretende Komorbiditäten nicht selten gravierende psychosoziale Konsequenzen. Daher wird bei der Versorgung von Menschen mit Epilepsie neben der vollständigen Anfallskontrolle ohne Nebenwirkungen und der Lebensqualität auch die Kontrolle bzw. Linderung typischer Begleiterkrankungen und Risiken angestrebt. Um diese Behandlungsziele zu erreichen, sind spezifische Fachkenntnisse und Untersuchungsmöglichkeiten erforderlich, die von spezialisierten Zentren vorgehalten werden. Epilepsiezentren sind als überregionale Kompetenzzentren definiert, die über spezielle Expertise und eine besondere Ausstattung zur ambulanten und stationären Versorgung von Patienten mit Epilepsien und verwandten Erkrankungen verfügen. Zu ihren Aufgaben zählen u. a. die umfassende Diagnostik, Differenzialdiagnostik und Therapie von Epilepsiepatienten sowie die multiprofessionelle und interdisziplinäre Beratung von Angehörigen und Eltern.
Dieser Artikel fasst die diagnostischen und therapeutischen Herausforderungen bei der Versorgung von Menschen mit Epilepsien zusammen, beschreibt die personellen, apparativen und institutionellen Voraussetzungen von Epilepsiezentren und gibt eine Übersicht über die Vergütung epileptologischer Spezialleistungen nach G-DRG. Darüber hinaus werden Merkmale einzelner Epilepsiezentren in Deutschland skizziert sowie Perspektiven und Möglichkeiten zur Verbesserung der Versorgung von Epilepsiepatienten diskutiert.
Abstract
There are about 600,000 patients suffering from epilepsy in Germany. The variety of seizure-related symptoms, the heterogeneous aetiologies of epilepsies and the individual course of the disease complicate both the correct diagnosis and the selection of appropriate treatments (anticonvulsant drugs, epilepsy surgery, neurostimulation devices and dietary treatments). Furthermore, disease-specific risks and frequently associated comorbidities often have severe psychosocial consequences. Therefore, comprehensive care of people with epilepsy aims at full seizure control without or at least only with minor side effects, maintenance of quality of life, and control or relief of associated comorbidities and risks. Epilepsy centres are defined as referral competence centres that offer specialised expertise and infrastructure allowing comprehensive and interdisciplinary care of people with epilepsy and related diseases.
This article summarizes the diagnostic and therapeutic challenges encountered in the care of people with epilepsy, describes the essential services, personnel and facilities in epilepsy centres and reviews the current reimbursement modalities via G-DRG in Germany. Furthermore, characteristics of selected German epilepsy centres are outlined and possible ways to improve care of epilepsy patients are discussed.