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DOI: 10.1055/s-0042-1754020
Evaluation eines Kommunikationstrainings zur Förderung des frühzeitigen Ansprechens palliativmedizinischer Themen bei fortgeschritten erkrankten Krebspatient: innen: Eine randomisiert-kontrollierte Studie (PALLI-KOM)
Hintergrund Eine frühzeitige Kommunikation palliativmedizinischer und das Lebensende betreffender Themen in der Versorgung fortgeschritten onkologisch erkrankter Patient:innen hat viele positive Auswirkungen. Kommunikative Unsicherheiten auf ärztlicher Seite erschweren jedoch häufig das rechtzeitige Ansprechen. Daher wurde ein Kommunikationstraining entwickelt, um Ärzt:innen in frühzeitiger und konstruktiver Kommunikation der Themen zu stärken.
Methode Zur Evaluation des Trainings (2x 90 Min. bestehend aus Theorie, Beispielvideos und praktischen Übungen) wurde eine prospektive, randomisiert-kontrollierte Studie an fünf Standorten in Deutschland durchgeführt. Zielgruppe waren (organ-)onkologisch tätige Ärzt:innen, die in Interventions- (IG) oder Wartekontrollgruppe (KG) randomisiert wurden. Die Datenerhebung und erfolgte zu zwei Messzeitpunkten (prä-post), zwischen denen nur die IG das Training erhielt. Primäres Outcome war die extern beurteilte Gesprächskompetenz bzgl. palliativmedizinischer Themen. Hierfür wurden videobasierte Simulationsgespräche beider Gruppen anhand eines Ratingsystems durch gegenüber der Gruppenzugehörigkeit verblindete Rater beurteilt. Sekundäre Outcomes wurden durch Selbst- und Fremdauskunftsbögen (Ärzt:innen und Schauspielpatient:innen) erfasst. Die Auswertung der Längsschnittdaten erfolgte durch Kovarianzanalysen mit Baseline-Adjustierung.
Ergebnisse Insgesamt nahmen 141 Ärzt:innen (Alter: M(SD) = 32.7(6.3), 59.8% weiblich) an der Studie teil (nIG = 73, nKG = 68). Die IG weist im Vergleich zur KG in 4 von 5 Ratingskalen eine signifikant größere Verbesserung der Gesprächsleistung auf: „Emotionen und Empathie“ (F(1,134) = 6.47, p = .012, partielles η² = .045), „Möglichkeiten und Hoffnung“ (F(1,136) = 7.74, p = .006, partielles η² = .054), „Thematisierung Lebensende“ (F(1,135) = 5.64, p = .019, partielles η² = .040), „Erläuterung Konzept Palliativmedizin“ (F(1,138) = 15.63, p < .001, partielles η² = .102), „Weitere tumorspezifische Behandlung“ (F(1,138) = 0.14, p = .705). Auch bzgl. der sekundären Outcomes, z.B. der Selbstwirksamkeit, zeigen sich signifikante Interventionseffekte.
Schlussfolgerung Die Ergebnisse zeigen, dass ein kompaktes Training bereits zu Verbesserungen der frühzeitigen ärztlichen Kommunikation über palliativmedizinische Themen führen kann. Eine zukünftige Implementierung – z.B. durch die Aufnahme in Fortbildungscurricula – könnte ein rechtzeitigeres Ansprechen fördern und damit die Versorgung der Erkrankten optimieren. Die Studie wurde gefördert durch die DKH.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
31. August 2022
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