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DOI: 10.1055/s-0042-1746061
Fraktionierte intrakavitäre Radioimmuntherapie mit Lu-177-markierten 6A10-Fab-Fragmenten bei Patienten mit Glioblastom: erste klinische Erfahrungen
Ziel/Aim Nach chirurgischer Zytoreduktion und Radiochemotherapie gibt es aktuell keine zugelassene Erhaltungstherapie für das Glioblastom. Die intracavitär verabreichte Radioimmuntherapie (RIT) mit Lu-177-markierten 6A10-Antikörperfragmenten, gerichtet gegen Gliom-assoziierte Carboanhydrase 12 stellt eine vielversprechende Strategie dar, die residuale infiltrativ wachsende Tumorlast zu adressieren. Wir berichten über erste klinische Erfahrungen.
Methodik/Methods Ein 41-jähriger Patient mit einem IDH-1-mutierten Glioblastom zeigte nach Resektion und Radiochemotherapie einen stabilen Krankheitsverlauf. Dem Patienten wurde eine intrakavitäre RIT als individueller Heilversuch angeboten. Nach der Implantation eines Injektionsreservoirs in die Tumorhöhle wurden drei aufeinanderfolgende Dosen über drei Monate verabreicht. Die Gesamtdosis wurde an die Größe der Tumorhöhle angepasst. Das Dosimetrieprotokoll bestand aus planarer Ganzkörperszintigraphie und SPECT/CT des Abdomens 2h, 24h, 48h, 72h und 5-7 Tage nach der Injektion.
Ergebnisse/Results Das Volumen der Resektionshöhle betrug 4,3 cm³. Die injizierte Dosis betrug insgesamt 592 MBq aufgeteilt auf die drei Zyklen. Es wurden keine Toxizität gemäß CTCAE Version 6.0 oder andere unerwünschte Ereignisse beobachtet. Die Dosimetrie ergab keine absorbierten Dosen oberhalb der Dosisgrenzen für Risikoorgane. Für die Nieren ergab sich eine absorbierte Dosis von ca. 3,7 mGy/MBq und für das blutbildende Knochenmark von ca. 0,04 mGy/MBq. Der Patient zeigt 6 Monate nach der RIT und 20 Monate nach initialer Diagnosestellung bildmorphologisch einen stabilen Befund. Die 12 Monatskontrolle steht noch aus.
Schlussfolgerungen/Conclusions Die intrakavitäre RIT mit Lu-177-markierten 6A10-Fab-Fragmenten scheint eine sichere Option in der Erhaltungstherapie des Glioblastoms darzustellen. In Kürze wird eine multizentrische Phase-I-Studie initiiert werden, um die maximal verträgliche Dosis zu ermitteln und die Sicherheit dieser Therapieoption zu evaluieren.
Publication History
Article published online:
14 April 2022
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Georg Thieme Verlag KG
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