Z Gastroenterol 2016; 54(07): 686
DOI: 10.1055/s-0042-109804
Leserbrief
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Leserbrief zum Artikel von Lüthgens K et al. in Z Gastroenterol 2016; 54: 299–303:
Unterschiedliche Nachweisgrenzen immunologischer Tests auf Blut im Stuhl unterstreichen die Notwendigkeit der Standardisierung und Qualitätssicherung

Dmitrii Guschin
,
Johannes Reinholz
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Publication Date:
19 July 2016 (online)

Die Lateral-Flow Tests sind aus physikalisch-chemischer Sicht außergewöhnlich komplexe Systeme. Deshalb ist die strenge Einhaltung der Gebrauchsanleitung sehr wichtig, um korrekte Ergebnisse zu ermitteln. Wichtige Aspekte bei der Testdurchführung sind außer der Testentwicklungsdauer, die Probenmenge, die Anzahl der Probenahme und die Umgebungstemperatur.

1. Die Ausprägung der Testlinie hängt stark von der aufgetragenen Probenmenge ab. Die Herstellerempfehlungen zur Probenmenge bei verschiedenen Testsystemen unterscheiden sich sehr. Dieses wichtige Merkmal wurde in der Studienplanung nicht berücksichtigt und für alle untersuchten Tests ein und dieselbe Probenmenge (150 µl) verwendet. Hiermit wird erklärbar warum bei Tests, die eine sehr ähnliche Probenmenge verwenden, z. B. FD FOB (Frost Diagnostika) die ermittelte Nachweisgrenze für HB gut mit der vom Hersteller angegebenen übereinstimmt. Falls die empfohlenen Probenmengen nicht eingehalten werden, 150 µl anstelle von 2 Tropfen (ca. 70–80 µl) sind die erhaltenen Ergebnisse nicht korrekt und weichen stark von den Herstellerangaben ab.

2. Die Stuhltests sind entwickelt und optimiert für die Verwendung von Stuhlproben. Die wässrigen Proben zeigen wegen der niedrigeren Viskosität ein anderes Durchlaufverhalten. Die Ausprägung der Testlinie, die mithilfe einer wässrigen Probe erhalten wird, unterscheidet sich von einer Testlinie einer echten Stuhlprobe. Außerdem ist dieser Unterschied für verschiedene Membranmaterialien ungleich. So sind die ermittelten analytischen Testergebnisse mit wässrigen Lösungen auf klinischen Charakteristiken des Testsystems nicht übertragbar.

3. Im Artikel werden die Begriffe „Nachweisgrenze“ und „Cut-Off“ (z. B. S. 302, Tabelle 2) verwechselt. Der Cut-off bei Lateral-Flow Tests als binärer Klassifikator wird als Konzentration definiert, bei der 50 % der entwickelten Tests als positiv und 50 % als negativ klassifiziert werden [1]. Das resultiert in einer äußerst schwachen Testlinienausprägung bei der Cut-off Konzentration. Der Begriff „Nachweisgrenze“ ist von den Autoren als „…niedrigste Konzentration protokolliert, welche zum Ablesezeitpunkt zu einer eindeutig sichtbaren Bande führte“. Diese „eindeutig sichtbare“ Bande, deutet darauf hin, dass diese Nachweisgrenze viel höher ist, als der vom Hersteller angegebene Cut-Off Wert. So führt der Vergleich der ermittelten Nachweisgrenze mit dem Cut-Off Werten der Hersteller zu einer Verwirrung.

4. Bei der Studie wurde die Heterogenität der Testeinheiten innerhalb einer Charge nicht berücksichtigt. Aus dem Publikationstext ist nicht ersichtlich, wie viele Replikate pro Konzentrationsstufe untersucht wurden und wie groß die ermittelte Streuung bei den Ergebnissen war.

5. Im Rahmen dieser Studie wurden klinische Parameter wie Sensitivität und Spezifität der Tests gar nicht untersucht, so ist die Aussage, dass „unsere Studie macht auch deutlich, dass die Herstellerangaben zur Nachweisgrenze und zur Sensitivität und Spezifität der Tests die tatsächlichen Verhältnisse unzureichend widerspiegeln“, unkorrekt.

6. Außerdem bleibt dem Leser verschlossen, wie die Tests / Hersteller in Tab. 1 und Tab. 2 geordnet wurden, dieses erscheint willkürlich zu sein.

Zum einen sind die in diesem Artikel beobachteten Unterschiede in den analytischen Charakteristika verschiedener Blut im Stuhl Tests auf die Nichtberücksichtigung verschiedener Aspekte beim Studiendesign zurück zu führen. Des Weiteren sind solche Unterschiede kein besonderes Merkmal von qualitativen Blut im Stuhl Tests. Auch quantitativem Blut im Stuhl Tests zeigen eine sehr hohe Variation bei den analytischen Merkmalen [2]. Diese Unterschiede sind nicht per se auf die qualitativen Tests zurück zu führen, sondern werden durch funktionelle Unterschiede bei der Testkonzeption verursacht (Antikörper, Puffersysteme, Probenmenge etc.).

Deshalb befürworten wir, wie die Autoren auch den Abgleich der Testergebnisse mit den Befunden der Koloskopie, also die Überprüfung des Testsystems auf eine klinische Wirksamkeit [3].

 
  • Literatur

  • 1 Wong RC, Tse HY (eds) Lateral Flow Immunoassay. Springer; 188
  • 2 Evaluation of quantitative faecal immunochemical tests for Haemoglobin. GMEC, Guilford 2013
  • 3 Brenner H, Hoffmeister M, Stock C. Qualitätssicherung in der Routine ist notwendig und gut realisierbar. Deutsches Ärzteblatt 2014; 111 (19) A842-A843