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DOI: 10.1055/s-0042-109743
Sportphysio Research
Publication History
Publication Date:
03 August 2016 (online)
Tendinopathie der Patellarsehne
ISOMETRISCHE ÜBUNGEN SENKEN SCHMERZEN Athleten mit Schmerzen und Dysfunktionen bei Sehnenproblematiken – meistens Patella- oder Achillessehne – sind heute immer noch schwierig zu behandeln. Ein exzentrisches Übungsprogramm, quasi der Goldstandard in diesen Fällen, ist oft zu schmerzhaft in seiner Durchführung und häufig mit fraglichem Effekt. Obwohl isotonische Übungen (kon- und exzentrisch, langsam, hoher Widerstand) eine positive Wirkung bei Tendinopathien haben können, bleibt jedoch die Frage nach einer optimalen Übungsform, welche Schmerz und Symptomatik entscheidend beeinflusst. Es gibt Studien, die eine Schmerzhemmung nach isometrischer Muskelkontraktion bei gesunden Probanden aufzeigen und folglich die Beteiligung des Zentralnervensystems in diesen Prozessen andeuten lassen.
Ebonie Rio und die renommierte australische Forschungsgruppe um Jill Cook und Craig Purdam befassten sich in dieser Studie mit der Fragestellung, ob isotonische oder isometrische Übungen eine unmittelbare Schmerzreduktion bei Athleten mit Patellatendinopathie zur Folge haben. 6 Volleyballspieler durchliefen zuerst ein Testbatterie, bestehend aus SLDS-Test, Quadrizeps-Kraftmessung (isometrische max. Kontraktion in 60 ° Flexionswinkel), Fragebogen (VISA-P) und verschiedene Werte der kortikospinalen Erregbarkeit mittels TMS-Apparatur. In der zweiten und dritten Woche wurde das Ganze wiederholt mit der Durchführung von zwei Übungsprogrammen (isotonisch und isometrisch), wobei alle Untersuchungen und Auswertungen einer strikten Methodik folgten.
Das Hauptergebnis war, dass ein intensives isometrisches Übungsprotokoll die Patellarsehnenschmerzen unmittelbar und eindeutig reduzieren konnte. Dieser Effekt war auch nach 45 Minuten noch messbar (s. Abb. 1). Ebenfalls stellte man eine Zunahme der willkürlichen max. Kraft des Quadrizeps bei gleichzeitiger Abnahme der kortikospinalen Inhibition fest. Die isotonischen Übungen hatten keinen Einfluss auf Schmerzen oder zentrale Inhibition! Beim isometrischen Protokoll führten die Athleten 5 Kontraktionen à 45 Sekunden aus, mit jeweils 2 Minuten Pause, mit einer Intensität von 70 % des Maximalwertes und in einer 60 °-Knie-Flexionswinkelstellung. Auch wenn diese Testung deutliche Limitierungen hat (z. B. nur 6 Athleten), zeigen diese Studien interessante Ansätze für die tägliche Arbeit von Sportphysiotherapeuten.
Intensive isometrische Übungen führen zu einer deutlichen Schmerzreduktion bei Athleten mit Patellarsehnenbeschwerden, was ein wichtiger Faktor in der Trainingsplanung sein kann. So ein Protokoll könnte zum Beispiel vor und nach dem Training eingesetzt werden – auch während der Pause eines Spiels. Diese Studie stellt sicher einen Meilenstein in der Tendinopathieforschung dar! mb
Rio et al. BJSM 2015; 49: 1277–1283
DESIGN Einfach verblindete, randomisierte Cross-over-Studie
TEILNEHMER 6 Volleyballspieler (Alter: 18–40 Jahre) mit diagnostizierter Tendinopathie an der Patellarsehne und einem Pensum von 2 Trainingseinheiten und 1 Match pro Woche, nehmen keine Medikamente
METHODE Baseline-Messungen (siehe Outcomes) Protokoll mit isometrischen und isotonischen Quadrizepskontraktionen
OUTCOMES Schmerz während dem „Single-Leg Decline Squat“ (SLDS), max. isometrische Quadrizepskraft, Messung der kortikospinalen Erregbarkeit und Inhibition mittels transkranieller Magnetstimulation (TMS)