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DOI: 10.1055/s-0042-106013
Yoga und Sport bei psychischen Erkrankungen
Publication History
Publication Date:
21 April 2016 (online)
Wie in einer kürzlich im Deutschen Ärzteblatt erschienenen aktuellen Metaanalyse zum Thema ‚Yoga bei psychischen Erkrankungen‘ herausgearbeitet, stellt diese Sportart eine Möglichkeit dar, klinische Variablen für psychische Erkrankungen zu modifizieren bzw. günstig zu beeinflussen. Dies trifft uns in einer Situation, in der wir realisieren müssen, dass viele Patienten mit psychischen Erkrankungen, insbesondere aus der Gruppe der schweren psychischen Erkrankungen (Severe Mental Illness – SMI), schon zu Beginn der Erkrankung mit einer Störung ihrer metabolischen Funktionen zu kämpfen haben. Zu diesen Erkrankungen zählen v. a. die Bipolare Störung, affektive Erkrankungen und psychotische Störungen.
Die Beeinträchtigung des Glukosestoffwechsels, des Lipidstoffwechsels, Übergewicht und die hiermit verbundene Reduktion der kardiovaskulären Fitness führen bei den genannten Erkrankungen offensichtlich zu einer erhöhten Mortalität und somit reduzierten Lebenserwartung (Mortality Gap). Der Ruf nach einem frühen und adäquaten Monitoring, verbunden mit einem vernünftigen Management dieser somatischen Probleme, ist unüberhörbar. Die Vorteile in Bezug auf die Behandlung bzw. des Managements metabolischer Parameter mithilfe sportlicher Aktivität oder Yogas liegen auf der Hand, es ist aber noch eine Reihe gut angelegter Studien erforderlich, um definitive Antworten zu erlauben. Wir wissen von moderatem Ausdauertraining, z. B. bei schizophrenen Psychosen, dass es zwar einen positiven Einfluss auf die Gesamtpsychopathologie und hier insbesondere auf die Negativsymptomatik hat, müssen aber feststellen, dass diese Trainingsform keinen oder wenig Einfluss auf eine Reduktion des Körpergewichts hat und insgesamt wenig Daten vorliegen, die eine Beeinflussung metabolischer Parameter nahelegen. D. h., im Bereich körperlicher Aktivität sind Studien, die die Frage klären, welche Art der Intervention effektiv, schnell und bei guten Complianceraten die Metabolik, das Körpergewicht sowie die kardiovaskuläre Fitness günstig beeinflusst, eher rar.
Betrachtet man die Complianceraten für körperliche Aktivitäten bei Gesunden, so wird sehr schnell klar, dass eine Erweiterung des Trainingsprogramms beispielsweise auf Yoga angeraten wird, weil damit eine wesentlich größere Interessengruppe erreicht werden kann. Hierzu muss die Datenlage jedoch ebenfalls vervollständigt werden.
Die letzte Frage in diesem Zusammenhang, die es aktuell zu diskutieren gilt, ist die Kombination von sportlicher Aktivität mit diätetischen Maßnahmen. Letztere allein scheinen wenig geeignet, einen Langzeiteffekt auf metabolische Parameter, Gewicht sowie kardiovaskuläre Fitness zu erzeugen. Erste Studien legen nahe, dass auch bei Personen mit einem extrem hohen BMI von 27 eine Kombination aus einer verbesserten körperlichen Fitness, Ernährungsberatung und natürlich ebenfalls einem vernünftigen Monitoring mit einer ggf. notwendigen Psychopharmakotherapie gute Resultate erbringt.
Bei all diesen Verfahren ist natürlich sowohl bei Gesunden als auch bei Erkrankten das Thema der Compliance weitgehend ungelöst. Hierin liegt ein großes Aufgabenfeld der Verhaltensmedizin, dem sich auch die Psychiatrie und Psychotherapie in den nächsten Jahren besser wird stellen müssen.