PPH 2016; 22(03): 169
DOI: 10.1055/s-0042-104686
Rund um die Psychiatrie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Für Sie gelesen: Frank F et al. Psychoedukative Gruppen für Angehörige von depressiv Erkrankten: Analyse des Informationsbedarfs durch eine Fokusgruppenuntersuchung.

Contributor(s):
Jörg Kußmaul
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Publication Date:
20 May 2016 (online)

Hintergrund: Das Zusammenleben von Menschen mit depressiven Störungen und ihren Familienangehörigen gestaltet sich oftmals schwierig. Krankheitsbedingte Symptome und Verhaltensweisen können nicht erklärt und verstanden werden. Dies kann zu erheblichen Belastungssituationen für die Angehörigen führen.

Das Ziel der qualitativen Studie war, alltägliche Belastungssituationen sowie Entlastungsmaßnahmen der Angehörigen von Menschen mit depressiven Störungen zu identifizieren. In Kombination beider Phänomene wurden zentrale Handlungsempfehlungen für die Angehörigenpsychoedukation (APE) entwickelt.

Methode: Insgesamt wurden 17 Angehörige mittels drei leitfadenbasierter Fokusgruppen zu den Themenbereichen Information, Belastung und Entlastung befragt. Das qualitativ-inhaltsanalytische Analyseverfahren erfolgte in Anlehnung nach Schreier. Die daraus abgeleiteten Kategorien wurden in krankheits-, behandlungs-, interaktions- und unterstützungsbezogener Informationsbereich unterteilt.

Ergebnisse: In der Studie wurde ein umfassendes Informationsbedürfnis für Angehörige deutlich. Das festgestellte Informationsdefizit begründet sich durch fehlende Informationen, emotionale Belastungen sowie alltagsbezogene Einschränkungen. Es werden Detailinformationen zum Krankheitsbild und zur Therapie benötigt.

Im Umgang mit dem erkrankten Menschen brauchen Angehörige insbesondere Handlungswissen und -kompetenzen für die Alltagsgestaltung sowie bei Beziehungsproblematiken. Angehörige benötigen mehr Informationen für die Selbstfürsorge und über Unterstützungsmöglichkeiten.

Fazit: In der Angehörigenpsychoedukation sollte verstärkt auf die Angehörigenbelastung sowie die Ursachen des Informationsdefizits eingegangen werden. Die Angehörigen von Menschen mit depressiven Störungen sollten durch gezielte Informationsvermittlung und kompetenzorientierte Unterstützung, zum Beispiel Kommunikations- oder Problemlösetechniken, unterstützt werden.

Jörg Kußmaul