Z Gastroenterol 2016; 54(03): 273
DOI: 10.1055/s-0042-102920
Der bng informiert
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bericht aus Bremen – Verbandsarbeit im Stadtstaat

Leo Trentmann
Further Information

Publication History

Publication Date:
15 March 2016 (online)

Insgesamt sind in Bremen 17 Kollegen in gastroenterologischen Praxen tätig. Wir treffen uns viermal im Jahr zu einer Fortbildung mit bng Sitzung, die von uns finanziert wird. Fremdgelder von Firmen wurden von uns bisher strikt abgelehnt, um unsere Unabhängigkeit zu wahren. Wir arbeiten eng mit der Bremer Krebsgesellschaft zusammen, mit der wir im Darmkrebsmonat März – meist stadtteilbezogene – Veranstaltungen planen und durchführen.

Die Versorgung von Hepatitis Patienten wird von den meisten Praxen übernommen jedoch nur in kleinem Umfang. Sehr engagiert sind hier die Infektiologen mit einer sehr großen hämatologisch onkologischen Praxis mit Zweigstellen. Das ist auch der Grund dafür, dass wir von den Krankenkassen zu dem Thema Strukturvertrag nicht wahrgenommen und zu Beratungen nicht eingeladen wurden. Das hat sich 2015 nach einem direkten Vorstoß bei der AOK Bremen und der HKK geändert. ln den Verhandlungen ist jedoch klar geworden, dass die beiden Kassen, die in Bremen ca. 80 Prozent der Versicherten vertreten, nicht an einem Vertrag mit uns und den lnfektiologen interessiert sind, sondern ausschließlich auf Rabattverhandlungen mit den Anbietern setzen. Die Verhandlungen liegen zurzeit auf Eis.

Bezüglich der CED Versorgung gibt es in Bremen nur eine zertifizierte Schwerpunktpraxis. Aufgrund eines schweren Zwischenfalls im Rahmen einer lnfliximabinfusion wird diese Therapie wegen mangelnder Überwachungskapazitäten in allen Bremer Praxen nicht durchgeführt. Der Schwerpunkt liegt bei Adalimumab und Vedolizumab. Diese Situation zwang uns zu einer verstärkten Kooperation mit drei Krankenhäusern, die die lnfliximabtherapien bei uns durchführen. Zwei davon verfügen über einer Tagesklinik. Wie lange diese Situation noch getragen werden kann, muss offen bleiben. Unter dem Aspekt des Kostendrucks der Biosimilars wird das Vorgehen in den nächsten Jahren noch mal spannend. Die Prüfung auf Wirtschaftlichkeit ist für die Schwerpunktpraxis noch gut ausgegangen. Der Schwerpunkt konnte anhand der Fallzahlen sowie der Praxisstruktur mit Fachkraft für CED, gesonderter Sprechstunde, CED Hotline etc. nachgewiesen werden. Ein Strukturvertrag mit dem Einsatz von Biosimilars ist somit für Bremen nicht vorstellbar. Um die Situation für diese Patienten weiter zu verbessern, wurde eine interdisziplinäre CED Konferenz mit dem größten Krankenhausträger vereinbart. Fallvorstellungen sind dabei ausdrücklich erwünscht. Gemeinsam kann dann eine Strategie für den Patienten entwickelt werden. Diese Plattform wird zurzeit themenorientiert fortgesetzt.

Info

Das Bundesland Bremen (Bremen Stadt und Bremerhaven) hat ca. 670 000 Einwohner. ln Bremen Stadt befinden sich sieben gastroenterologische Praxen, vier davon sind Gemeinschaftspraxen, drei sind Praxisgemeinschaften mit anderen Fachrichtungen (historische Entwicklung), in Bremerhaven sind es zwei Gemeinschaftspraxen. Alle Praxisinhaber in Bremen und Bremerhaven sind im bng organisiert, lediglich einige Angestellte konnten noch nicht überzeugt werden, dem Berufsverband beizutreten.