physiopraxis 2016; 14(03): 8-11
DOI: 10.1055/s-0042-102357
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Publication Date:
18 March 2016 (online)

Landespolitiker sehen Fachkräftemangel

Politikertalk auf der TheraPro

Bei der Podiumsdiskussion am 29. Januar 2016 im Rahmen der TheraPro fragte man sich zwischendurch, warum sich die Arbeitsbedingungen für Physiotherapeuten nicht längst verbessert haben. Denn die vier Gesundheitspolitiker aus Baden-Württemberg – Jochen Haussmann (FDP), Rainer Hinderer (SPD), Bärbl Mielich (Bündnis 90/Grüne) und Stefan Teufel (CDU) – zeigten Verständnis für die schlechten Arbeitsbedingungen der Physiotherapeuten. Sie sind für eine sozialverträgliche Höhe des Schulgeldes bzw. dessen Abschaffung, für eine bessere Vergütung und begrüßten die zunehmende Akademisierung in der Physiotherapie. Die baden-württembergischen Landesverbände von Physio-Deutschland und VPT hatten eben die Gesundheitspolitiker zur Diskussion geladen und nicht die Finanzminister. Deren Votum hätte sicher anders ausgesehen.

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Abb.: S. Oldenburg
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Abb.: S. Oldenburg
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Die Schilderung der prekären Situation der Praxisinhaberin Christine Bach stimmte die Landespolitiker nachdenklich.
Moderator Axel Graser und Christine Bach
(Abb.: S. Oldenburg)

Einig waren sich die Landespolitiker auch auf die Frage von Moderator Axel Graser, ob es in Baden-Württemberg einen Fachkräftemangel gebe. Alle vier antworten mit Ja. Im Gegensatz zum Bundesgesundheitsministerium („ROSAROTE BRILLE“, PHYSIOPRAXIS 2/16) sehen die Landespolitiker das sich zuspitzende Problem auf dem Arbeitsmarkt. Für sie liegt es auf der Hand, dass das meist hohe Schulgeld (circa 15.000 Euro) und die schlechte Vergütung danach (unter 2.000 Euro brutto) nicht gerade den Nachwuchs in den Beruf locken. Gutes Personal zu finden, wird für manche Praxen zunehmend schwierig. Das schilderte auch Gastreferentin Christine Bach. Sie leitet seit zehn Jahre eine Praxis in Pliezhausen, eine knapp 10.000 Einwohner starke Gemeinde im Ballungsraum Stuttgart. Gegründet hatte die Praxis vor 30 Jahren ihre Mutter. Die Praxis laufe gut, doch inzwischen müssen sie Patienten abweisen, weil sie keine qualifizierten Mitarbeiter mehr finde. Sie suche zwei bis drei Vollzeitkräfte. Doch der Konkurrenzkampf sei hart, Nachbarpraxen versuchten sogar Physiotherapeuten mit Geldprämien abzuwerben. Sie selbst kann durch die schlechte Vergütung durch die Krankenkassen hohe Gehaltsforderungen nicht erfüllen.

In Baden-Württemberg bestehe Handlungsbedarf, waren sich alle einig. Sollte es sich so entwickeln, dass immer mehr Praxen ihre Kassenzulassung abgeben und nur noch privat behandeln, käme die Politik in Zugzwang und müsse handeln.

Elke Oldenburg


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