VPT Magazin 2021; 07(05): 10-11
DOI: 10.1055/s-0041-1731231
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Eine Investition in die Zukunft oder falsch angelegtes Geld? Welche Vorteile bietet die Weiterqualifizierung zum Sektoralen Heilpraktiker Physiotherapie? VPT-Justiziar D. Benjamin Alt fasst die Fakten zusammen.

1 Behandlung ohne Verordnung: Der Heilpraktiker für Physiotherapie darf ohne ärztliche Verordnung den Patienten untersuchen und behandeln. Sofern er feststellt, dass eine Behandlung mit Methoden der Physiotherapie medizinisch notwendig und sinnvoll ist, darf er dann die Behandlung direkt durchführen und der Patient muss nicht vorher einen Arzt aufsuchen.

2 Mehr Autonomie: Der Heilpraktiker für Physiotherapie ist nicht an die Heilmittelrichtlinie oder Heilmittelkatalog gebunden und kann alle Maßnahmen der Physiotherapie einsetzen, welche medizinisch sinnvoll sind und dem Patienten helfen können. Dabei kann er auch die Intensität und den Umfang frei festlegen und kann somit ein optimales Therapiekonzept entwickeln, um den Patienten bestmöglich und schnellstmöglich zu helfen.

3 Freie Praxisgestaltung: Der Heilpraktiker für Physiotherapie kann seine Preise frei festlegen. Selbstverständlich sollte er dafür eine schriftliche Honorarvereinbarung mit seinen Patienten vor der Behandlung treffen. Bei seinem Honorar ist er jedoch an Gebührenlisten o. ä. gebunden. Solange er nicht mehr als den 3,5-fachen Satz des ortsüblichen Preises für eine konkrete Behandlung abrechnet, ist ihm eine absolut freie Preisgestaltung möglich.

4 Delegation: Der Heilpraktiker für Physiotherapie kann, wie bereits dargestellt, untersuchen und Diagnosen stellen. Wenn er herausfindet, dass eine physiotherapeutische Behandlung medizinisch sinnvoll ist, kann er die eigentliche Leistung delegieren, nachdem er ein Therapiekonzept erstellt hat. Die Delegation kann innerhalb der Praxis geschehen. Dann bedarf es nur einer Dokumentation und keiner Verordnung. Jedoch ist es auch möglich, eine Privatverordnung für den Patienten auszustellen, so dass sich dieser in einer anderen physiotherapeutischen Praxis behandeln lassen kann. In allen Konstellationen wird jedoch die gesetzliche Krankenversicherung die Kosten nicht übernehmen und der Patient muss in jedem Einzelfall klären, ob die Behandlungskosten von seiner privaten Krankenversicherung oder privaten Zusatzkrankenversicherung übernommen werden. Viele Krankenversicherungen übernehmen diese Kosten leider nicht, wobei der Patient den Vorteil hat, kurzfristig und effektiv behandelt werden zu können, ohne viel Zeit zu verlieren, was insbesondere bei Selbstständigen von großer Bedeutung ist.

5 Mit dem Arzt auf Augenhöhe: Durch die Heilpraktikererlaubnis beschränkt auf das Gebiet der Physiotherapie ist der Physiotherapeut im Rahmen seiner Tätigkeit mit dem Arzt auf Augenhöhe. Er ist nicht mehr Bittsteller nach einer Verordnung, sondern kann autonom den Patienten behandeln und verfügt über größtmögliche therapeutische Freiheit im Bereich der Physiotherapie. Dies stärkt zudem sein Renommee.

Zur besseren Orientierung bei der freien Preisgestaltung für Sektorale Heilpraktiker bietet der VPT seinen Mitgliedern ein Gebührenverzeichnis zum Download an ► www.vpt.de ►Mitglieder-Login ► Downloads ► gebuehrenverzeichnis-sektoraler-hp

SEKTORALER HEILPRAKTIKER – WAS BRINGT’S
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Mehr Augenhöhe zwischen Therapeut*innen und Ärzt*innen!(Foto: JackF/stock.adobe.com – Stock photo. Posed by a model; Symbolbild)

Tausende Sektorale Heilpraktiker praktizieren seit Jahren erfolgreich und zeigen, dass der Direktzugang für Physiotherapeuten durchaus funktioniert und zu einer großen Zufriedenheit von Patientinnen und Patienten führen kann.

D. Benjamin Alt, Rechtsanwalt

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Steffen Gabriel ist Grundsatzreferent in der VPT-Bundesgeschäftsstelle in Hamburg. Hier erläutert er, warum der Sektorale Heilpraktiker nur ein Baustein von vielen zu mehr Autonomie für Therapeut*innen ist. (Foto: VPT)
DER SEKTORALE HEILPRAKTIKER KANN NUR DER ANFANG SEIN

Mehr Autonomie für Therapeutinnen und Therapeuten ist eine der wichtigsten berufspolitischen Forderungen des VPT. Mit dem Sektoralen Heilpraktiker (Sektoraler HP) wird dies durch die Behandlung ohne Verordnung und die eigenständige Festlegung von Art, Dauer und Frequenz der Behandlung erreicht. Dies gilt allerdings nur für Privatversicherte und Selbstzahler und nicht für Physiotherapeut*innen ohne diese Zusatzqualifikation.

  1. Mehr Autonomie bei der Therapie und im Praxisalltag sowie die Behandlung ohne ärztliche Verordnung sind erklärte Ziele des VPT. Im Leistungsbereich der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sind dafür weitere Entwicklungen nötig. Der Weg dahin wird über die Blankoverordnung und mittelfristig über den Direktzugang führen.

  2. Mehr Freiheiten bedeuten auch mehr Verantwortung für die Therapeut*innen. Die physiotherapeutische Ausbildung bzw. das Studium muss dazu befähigen, komplexere Aufgaben wie Anamnese und Diagnostik eigenständig und vollumfänglich durchzuführen, rechtliche Rahmenbedingungen zu beachten sowie aktuelle wissenschaftliche Forschungsergebnisse in die Behandlung einfließen zu lassen. Besonders relevant sind in dem Zusammenhang die mit dem Sektoralen HP verbundenen Weiterbildungen zur Differentialdiagnostik, zum Erkennen von Kontraindikationen und zu rechtlichen Rahmenbedingungen.

  3. Mehr Autonomie ist kein Selbstzweck, sondern ein Weg zu einer besseren Patient*innenversorgung. Die Erlaubnis zum Sektoralen HP ermöglicht es, Behandlungen über die GKV-Leistungen hinaus privat abzurechnen, wenn der Therapeut oder die Therapeutin diese als medizinisch sinnvoll ansieht und wenn sie der Patientin oder dem Patienten helfen können.

  4. Eine wichtige Erfahrung mit dem Sektoralen HP ist die hohe Zufriedenheit bei Leistungserbringenden, Patient*innen und privaten Krankenversicherern. Das zeigt, dass die Blankoverordnung und der Direktzugang funktionieren können. Jedoch wird der Sektorale-HP für die Abrechnung mit Privatversicherten auch dann weiter nötig sein, wenn Blankoverordnung und Direktzugang für die GKV bereits umgesetzt sind.

  5. Der Sektorale HP mit all seinen Vorteilen ist daher in der jetzigen Ausgestaltung nur als ein Baustein auf dem Weg zu mehr Autonomie in der Physiotherapie zu sehen.

NEWS AUS DER COMMUNITY
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Der VPT Sachsen konnte erfolgreich dafür sorgen, dass die Testpflicht für Therapiepraxen zurückgenommen wird. Dafür gab es Applaus von der Community. Was sonst noch los war bei VPTlive & Co. lest ihr hier: (Fotomontage: VPT)

VPT LG Mitte war live.

7. April

Testpflicht für Patient*innen in Sachsen gekippt! "Mini" Änderung der Corona-SchutzVO erfolgt in den nächsten Tagen! Danke fürs Durchhalten! Kräftig teilen!

Vielen Dank für eure Arbeit! Ihr seid der Hammer!!! Weiter so!

Müssen wir als Therapeut in der Behandlung FFP 2 Masken tragen. Bei uns wird gerade heftig darüber diskutiert.

Denys Benjamin Alt

Ja, seit Februar bundesweit.

Denys Benjamin Alt Danke für deinen Einsatz. Einfach fantastisch.

Schreibt uns, was euch bewegt, was euch aufregt, was euch wichtig ist! Wir machen uns für eure Interessen stark! Eine Auswahl eurer Statements veröffentlichen wir auf VPTnext – den neuen Seiten in eurem VPTMAGAZIN

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Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
01. Juni 2021

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