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DOI: 10.1055/s-0041-109665
Kann die Anzahl postoperativer Wundinfektionen vermindert werden?
Publication History
Publication Date:
28 December 2015 (online)
Die vorliegende Studie bestätigt im Grundsatz die Effektivität eines generell keimlastreduzierenden Ansatzes bei Eingriffen mit hohem Risiko wie Sternotomien oder Endoprothetik. Als Grund für die unterschiedliche Effektivität der beschriebenen Interventionen kann vermutet werden, dass in der Kardiochirurgie bereits vor der Intervention ein Teil der Bündelmaßnahmen (insbesondere nasale Mupirocinapplikation) im Rahmen der Routineversorgung durchgeführt worden waren, da diese bereits in den einschlägigen Leitlinien empfohlen wurden. Die Autoren betonen, dass die vollständige Umsetzung des Bündels entscheidend für den Erfolg sei, da in ihrer Subgruppenanalyse der positiven Effekt nur in der Gruppe der elektiven Eingriffe mit hoher Compliance zu sehen war – nicht bei den Notfalleingriffen, bei denen die Bündelstrategie nicht oder nur unvollständig eingesetzt werden konnte. Die Studienauswertung erlaubt leider keine Rückschlüsse auf die Effektivität der Einzelkomponenten – ein allgemeines Problem von Bündelstudien, welches die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf Einrichtungen mit anderer endemischer Ausgangslage erschwert. Auch wurden nur die akuten Infektionen durch Staphylococcus aureus untersucht und nicht die in dieser Population ebenso relevanten Spätinfektionen durch Koagulase-negative Staphylokokken, für die vielfach die Bedeutsamkeit derartiger perioperativer Keimlastreduktionsmaßnahmen postuliert wird, aber nicht in randomisierten Studien untersucht wurde. Auf deutsche Verhältnisse übertragen muss der Kliniker daher entscheiden, ob er die keimlastreduzierenden Maßnahmen bei Patienten für Eingriffe mit Sternotomie oder zur Endoprothetik je nach Ergebnis eines nasalen Screenings durchführen will (wobei Fragen der Logistik und Sensitivität eine Rolle spielen dürften) oder ob ggf. ein verkürztes perioperatives Regime mit antiseptischer Ganzkörperwaschung plus Nasensalbe für alle Risikopatienten unabhängig vom Screeningergebnis eine praktikablere Alternative darstellt, worauf nicht zuletzt die Compliancedaten in der vorliegenden Studie hindeuten könnten.