PSYCH up2date 2015; 9(06): 357-370
DOI: 10.1055/s-0041-103125
Störungsübergreifende Themen und Methoden

Angstbedingte Schulvermeidung

Siebke Melfsen
,
Jörg Beyer
,
Susanne Walitza
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Kernaussagen

Schulvermeidung ist keine formale Diagnose nach ICD oder DSM. Auch handelt es sich nicht um ein einziges, in sich geschlossenes Verhaltensmuster. Einer Schulverweigerung liegt entweder oppositionelles Verhalten, eine Störung des Sozialverhaltens oder eine Angststörung zugrunde. Auch Mischformen sind möglich. Eine angstbedingte Schulvermeidung kann zurückgeführt werden auf eine Störung mit Trennungsangst, eine Schulangst, eine soziale Angst oder eine Prüfungsangst. Eine günstige Prognose liegt bei akutem Störungsbeginn, geringem Alter bei Störungsbeginn und niedrigen Fehlzeiten vor. Teil des diagnostischen Prozesses ist eine körperliche Untersuchung, eine Exploration von Kind, Eltern und anderen Bezugspersonen, eine Intelligenzdiagnostik des Kindes und klinische Interviews sowie störungsspezifische psychometrische Fragebögen. Ein Erfolg versprechendes Helfersystem setzt sich aus Schule, Jugendhilfe, Psychotherapeuten und Eltern zusammen. Verhaltenstherapeutische Interventionsprogramme sollten eine Rückmeldung häufiger Fehlzeiten an die Eltern, ein geregeltes Belohnungssystem bei Schulbesuch, die Schaffung von Erfolgserlebnissen in der Schule und vertragliche Regelungen mit den Schülern beinhalten. Wichtig bei der angstbedingten Schulvermeidung sind der Abbau von Vermeidungsverhalten und die Veränderung der Bewertung von Angstauslösern.



Publication History

Publication Date:
05 November 2015 (online)

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