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DOI: 10.1055/s-0040-1722140
Die Rolle von Milch und Milchprodukten für die adäquate alimentäre Kalziumversorgung: Studienlage und Relevanz für die praktische Umsetzung der Ernährungsempfehlungen bei Osteoporose im Alltag
Einleitung Die Eignung von Milch, Milchprodukten und Käse für die Ernährung bei Osteoporose und zur Osteoporoseprävention wird kontrovers diskutiert. Einerseits werden Milchprodukte als Kalziumquelle empfohlen, anderseits findet man sogar Warnungen vor einer schädlichen Wirkung für die Knochengesundheit. Menschen mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten tendieren häufig dazu, Milchprodukte dauerhaft wegzulassen. Viele Trend-Ernährungsformen wie Vegan oder Paleo sowie die traditionelle chinesische Medizin gehen mit einem kompletten Verzicht auf Milchprodukte einher. Ziel der Ernährungstherapie der Osteoporose ist eine ausreichende Kalzium- und Nährstoffversorgung.
Methode Verschiedene wissenschaftliche Studien untersuchten und beurteilten die Wirkung von Mich, Milchprodukten und Käse auf die Knochengesundheit und die Gesundheit im Allgemeinen. Bei der Anamnese im Rahmen der Diagnostik sollte nach dem Verzehr von Milch und Milchprodukten sowie nach der Einhaltung spezieller Diäten oder Ernährungsformen gefragt werden. Bei Verdacht auf einen Nährstoffmangel sollte eine ausführliche Ernährungsanamnese durch eine Ernährungsfachkraft erfolgen. Für die Sicherstellung der empfohlenen Nährstoffzufuhr muss zusammen mit den Osteoporose-Betroffenen eine alltagstaugliche und individuell umsetzbare Ernährungsform gefunden werden. Dabei sind Unverträglichkeiten, Allergien oder speziellen Ernährungsformen ebenso zu berücksichtigen wie geschmackliche Vorlieben und Aversionen.
Ergebnisse Viele Studien bestätigen die positive Wirkung des Verzehrs von Milch und Milchprodukten auf die Stabilität der Knochen. Andere Ergebnisse lassen darauf schließen, dass die Menge des aufgenommenen Kalziums – unabhängig von der Lebensmittelauswahl – entscheidend ist. Ebenso ist die Versorgung mit anderen Nährstoffen (Eiweiß, Kalium) von Relevanz. Bei Veganern ist das Knochenbruchrisiko nicht erhöht, solange die Kalziumzufuhr über 525 mg am Tag liegt. Selbst diese geringe Menge ist kaum ohne gezielte Auswahl kalziumreicher Mineralwässer und/oder den Einsatz kalziumangereicherter Milchalternativen zu erreichen. Eine negative Wirkung von Milch und Milchprodukten auf die Knochengesundheit konnte bei üblichen Verzehrsmengen nicht bestätigt werden. Eine Ernährung ohne Milch und Milchprodukte birgt immer ein Risiko für eine Unterversorgung mit Kalzium in sich. Für die praktische Umsetzung der Ernährungsempfehlungen ist die Gesamtzusammensetzung der Nahrung zu beachten.
Diskussion Eine gezielte Ernährungsberatung kann Defizite aufdecken, die Einhaltung der Ernährungsempfehlungen fördern und die Umsetzung im Alltag für die Betroffenen erleichtern. Durch den Trend zu einer veganen Ernährung bei jungen Menschen und die Zunahme von Nahrungsmittelunverträglichkeiten wird eine adäquate Kalzium- und Nährstoffversorgung mehr denn je auch zum Thema der Osteoporose-Primärprävention.
Keywords Osteoporose, Ernährung, Prävention
Korrespondenzadresse Barbara Haidenberger, Ernährungsberatung - Knochengesund essen, Plettstraße 15, 81735 München, Deutschland
E-Mail wissen@knochengesund.com
Publication History
Article published online:
05 March 2021
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