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DOI: 10.1055/s-0040-1717398
Sport mit einer Endoprothese: Ein Paradigmenwechsel?
Fragestellung Neue Operationstechniken und verbesserte Implantate haben in den letzten Jahren zu einem Rückgang des prozentualen Anteils aseptischer Lockerungen und Revisionsnotwendigkeiten von Endoprothesen geführt. Inwieweit sich die resultierenden biomechanischen und tribiologischen Verbesserungen der Implantate tatsächlich auf die Belastbarkeit der Endoprothese auswirken, ist jedoch unklar. In der Literatur wird häufig auf einen weiterhin steigenden sportlichen Leistungsanspruch (SLA) der Patienten verwiesen.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es operative und postoperative Entscheidungen durch Experten in der Endoprothetik bei hohem sportlichem Anspruch ihrer Patienten zu analysieren.
Methodik Während des Jahreskongresses der AE 2019 wurden 93 Experten befragt. Erfasst wurden in einem Fragebogen die Folgen sportlicher Betätigung auf die Endoprothese, operative Entscheidungs- und Einflussfaktoren (OP Planung, operativer Zugang, Implantatwahl, Positionierung, Verankerung) bei hohem sportlichem Anspruch, sowie postoperative Empfehlungen zur Durchführung von low- als auch high-impact Sportarten. Für die statistische Auswertung wurde ein Dataframe mit R statistisch ausgewertet.
Ergebnisse und Schlussfolgerung Für 78.5% der Befragten gehörte die Beurteilung des SLA zum präoperativen Standard. Periprothetische Frakturen und Gelenkluxationen wurden als die größten Risiken bei Sport mit Endoprothese genannt. Die Revisionsrate aufgrund von sportbedingten Komplikationen wurde auf < 1% geschätzt. Ein Großteil der Experten bewertete die Belastung, der sich Patienten mit Endoprothesen aussetzen als zu niedrig (36.6% bzw. 40.9%) oder genau richtig (40.9 bzw.
34.3%). Die Mehrzahl der Experten (79.6%) ging sogar von einem positiven Einfluss auf die Standzeit der Endoprothese aus. Low-impact Sportarten wurden fast uneingeschränkt empfohlen (ca. 90 %); jedoch auch high-impact Sportarten nach entsprechender Schulung. Ein hoher sportlicher Anspruch des Patienten wirkt sich vorwiegend im Bereich der H-TEP auf die operativen Entscheidungen aus. Dort geht der Trend in Richtung zementfreier Verankerungstechniken (63.4%), anterolateralen (29%) oder anterioren (11.8%) operativen Zugängen, HXLPE-Inlays, sowie Kopfdurchmessern >32 mm. In der Knieendoprothetik beeinflusst ein SLA deutlich weniger die operativen Entscheidungen. Dessen Einfluss wurde verneint in der Wahl der operativen Zugänge (91.4%), der Implantatwahl (53.8%), der Verankerung (69.9%) und des Designs (53.8%).
Die breite Berücksichtigung der sportlichen Aktivität bei der präoperativen Patientenanamnese, der OP-Planung, der intraoperativen Umsetzung sowie der postoperativen Belastung hat sich durchgesetzt. Eine adäquate Beratung der Patienten sowie die Ermutigung der Patienten zur sportlichen Aktivität ist auch in Zukunft zu empfehlen. Auch high-impact Sportarten werden bei koordinativen Vorkenntnissen immer häufiger empfohlen. Die beobachteten Revisionsraten, die auf eine zu hohe Belastung der Endoprothese zurückzuführen sind, sind außerordentlich niedrig.
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Article published online:
15 October 2020
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