Kinder- und Jugendmedizin 2009; 9(02): 71-76
DOI: 10.1055/s-0038-1629024
Prävention
Schattauer GmbH

Case-Management in der psychosozialen Begleitung von Eltern Frühgeborener und kranker Neugeborener

Case management in the psychosocial support for families of infants prematurely born
K. Mühler
1   Zentrum für Frauen- und Kindermedizin des Universitätsklinikums Leipzig, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendliche
2   Deutsche Kinderhilfe e. V., Frühchenprojekt, Berlin
,
F. Pulzer
1   Zentrum für Frauen- und Kindermedizin des Universitätsklinikums Leipzig, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendliche
,
E. Robel-Tillig
1   Zentrum für Frauen- und Kindermedizin des Universitätsklinikums Leipzig, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendliche
,
M. Knüpfer
1   Zentrum für Frauen- und Kindermedizin des Universitätsklinikums Leipzig, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendliche
,
C. Gebauer
1   Zentrum für Frauen- und Kindermedizin des Universitätsklinikums Leipzig, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendliche
,
A. Keller
1   Zentrum für Frauen- und Kindermedizin des Universitätsklinikums Leipzig, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendliche
,
P. Nickel
1   Zentrum für Frauen- und Kindermedizin des Universitätsklinikums Leipzig, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendliche
,
H. Stepan
3   Zentrum für Frauen- und Kindermedizin des Universitätsklinikums Leipzig, Abteilung für Geburtshilfe
,
H. Till
4   Zentrum für Frauen- und Kindermedizin des Universitätsklinikums Leipzig, Klinik für Kinderchirurgie
,
W. Kiess
1   Zentrum für Frauen- und Kindermedizin des Universitätsklinikums Leipzig, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendliche
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Eingereicht am: 05 May 2008

angenommen am: 01 August 2008

Publication Date:
27 January 2018 (online)

Zusammenfassung

Die positive Entwicklung der Überlebensrate extrem unreifer Frühgeborener sowie bei schweren Fehlbildungen ist das Ergebnis medizinischer Fortschritte und Neuerungen. Diese geht aber oftmals mit einer Zunahme von therapiebedürftigen Folgeerkrankungen und einer ausgeprägten psychosozialen Belastung mit späteren Verhaltensauffälligkeiten einher (1). Die Notwendigkeit begleitender psychosozialer Hilfs- und Unterstützungsangebote für diese Kinder und Eltern findet bisher nur an wenigen Perinatalzentren Beachtung. Das Defizit besteht einerseits in einer noch unzureichenden Verknüpfung der pflegerischen, medizinischen und psychosozialen Behandlungen, andererseits stellt sich durch das Fehlen eines funktionierenden Bindeglieds zwischen Kinderklinik und nachstationärer Betreuung eine große Versorgungslücke dar (2). In der vorliegenden Arbeit sind im Rahmen der psychosozialen Begleitung von Eltern Frühgeborener und kranker Neugeborener an unserem universitären Perinatalzentrum im Sinne eines Case-Management-Ansatzes von 2005–2007 Daten erhoben worden. Diese werden in der vorliegenden Arbeit analysiert und diskutiert. 718 Patienten von insgesamt 606 betreuten Familien wurden während des Studienzeitraums erfasst. Die psychosoziale Begleitarbeit umfasst die individuell auf die Familien abgestimmte Betreuung auf Station, sozialrechtliche Beratungen und Fallkonferenzen. Durch die Häufigkeit der Inanspruchnahme kann ihre Effizienz für die Familien belegt werden. Demzufolge sollte an allen Perinatalzentren die psychosoziale Betreuung von Eltern nach dem Case-Management-Ansatz gesetzlich vorgeschrieben werden.

Summary

Specialized neonatal care has led to an improvement of survival rates of infants born with very low birth weight (VLBW) and infants with heavy malformations. Developmental deficits and severe psychosocial problems may arise after premature birth (1). Psychosocial work after premature birth especially of VLBW infants is considered to be effective, efficacious and may lead to a more cost-effective use of social and medical services. The necessity for psychosocial support offers for these children and parents finds so far only at few perinatal center attention. The deficit exists in a still insufficient linkage of the care, medical and psychosocial treatments (2). A large supply deficit presents itself by the absence of a functioning link between paediatric clinic and after stationary support. In this report, data from a retrospective three years 2005–2007 survey on the case-management based counselling service of a single academic neonatology centre are being reported. 718 patients from a total of 606 families were followed-up during the study period. Psychosocial support and case-management involved individual attendance, social-legal consultations, case conferences and individual counselling.

Case management approaches may secure follow-up care and improve prognosis. Therefore, case-management approaches should become mandatory for all neonatology centres caring for VLBW infants.

 
  • Literatur

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