Balint Journal 2015; 16(01): 19-21
DOI: 10.1055/s-0035-1548753
Vorträge IBF Heidelberg 2013
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die unterstützende Rolle der Balintgruppe für medizinische Erstsemester-Studenten bei der Suche nach ihrer beruflichen Identität und danach, ihre Grenzen sicher zu stellen[*]

The Role of Balint Groups in Helping First Clinical Year Medical Students Develop their Professional Identity and Safeguard their Boundaries
S. Zalidis
1   Well Street Surgery, London, Great Britain
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Publication Date:
13 April 2015 (online)

Einführung

In den frühen 60iger Jahren führte Michael Balint an der Universitätsklinik Gruppen für Studenten in ihrem ersten klinischen Semester ein, die insgesamt 7 Jahre lang fortgeführt wurden. Nach einer langen Pause wurden sie in abgeänderter Form 2004 als Reaktion auf die zunehmende Betonung von kommunikativen Kompetenzen im medizinischen Ausbildungscurriculum erneut eingeführt.

Klinische Erstsemester sind an einem entscheidenden Punkt in der Entwicklung ihrer beruflichen Identifikation. Weil der Altersabstand zwischen den Studenten und den Laien geringer ist als derjenige zum Facharzt, insbesondere wenn der Patient ähnlich alt wie der Student ist, neigen Studenten leichter zu einer Identifikation mit Patienten. Außerdem sind sie gerade erst in Kontakt mit ernsthaft erkrankten Patienten gekommen, die tiefe schmerzhafte Gefühle empfinden und ausdrücken. Dies wird von den Studenten als überwältigend und unermesslich empfunden, kann ihr Selbstbewusstsein wie auch die entstehende berufliche Identität bedrohend beeinflussen.

Medizinstudenten sprechen leicht auf Distanziertheit an, denn die Grundeinstellung medizinischer Ausbildung ist emotionale Distanzierung sowie klinische Neutralität. Sich zu distanzieren und dann zunächst nicht zu fühlen, mag eine verführerische Lösungsmöglichkeit sein. Dies stellt eine Art Schutz gegen emotionales Einlassen gegen das dar, was der Lernende kompliziert oder Stress auslösend erlebt. Studenten sind auf der Suche nach Rollenmodellen und stellen die negativen Emotionen wie Feindseligkeit, Frustration sowie Ungeduld, die ihre Lehrenden ausdrücken, schnell fest, genauso wie die positiven Emotionen wie Helfen, Mitgefühl und Zuneigung den Patienten gegenüber (Shapiro 2011). Ihre berufliche Identität wird von der Identifikation mit den von ihnen gewählten Rollenmustern beeinflusst werden.

* übersetzt aus dem Englischen von Friederike Ludwig-Eckelmann Meyerbeerstr. 15 65193 Wiesbaden Friederike-Ludwig-Eckelmann@t-online.de