PPH 2014; 20(02): 111
DOI: 10.1055/s-0034-1371794
Mitteilungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Christoph Müller
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Publikationsdatum:
21. März 2014 (online)

„Moderne. Weltkrieg. Irrenhaus“

Ausstellung beschäftigt sich mit Widersprüchen und Fortschritten der Psychiatrie

An einem authentischeren Ort könnte eine Ausstellung nicht stattfinden. Denn das Psychiatriegeschichtliche Dokumentationszentrum (PDZ) Düren zeigt in Zusammenarbeit mit dem Psychiatriemuseum Bonn und dem Leopold-Hoesch-Museum in Düren eine beeindruckende Schau zur Psychiatrie zwischen 1900 und 1930.

Wo von 1900 bis in die 80er-Jahre des 20. Jahrhunderts im ehemaligen Bewahrungshaus psychisch kranke Rechtsbrecher behandelt wurden, dort können vom 1. Mai bis zum 6. August 2014 mit Dokumenten, multimedialen Elementen und zeitgeschichtlichen Gegenständen die Spuren einer Zeit aufgespürt werden, in der die Psychiatrie eine Liberalisierung und den Ersten Weltkrieg erlebte.

Wo viele Jahre trostlos ein historisches Gebäude erhalten wurde, dort wird Geschichte erlebbar gemacht. In den Fokus wird die „Behandlung im Schatten des Krieges“ kommen. „Leben und Alltag in der Anstalt“ wird ein Thema sein. Seltenheitswert hat, dass die Ausstellung sich mit der „Emanzipation in der Pflege“ auseinandersetzen wird.

Erhard Knauer, einstmals Ärztlicher Direktor der LVR-Klinik Düren und heute Vorsitzender des Fördervereins des PDZ, ist es wichtig, dass diese Lücke in der psychiatrischen Geschichtsschreibung geschlossen wird. Mit einem freudigen Lächeln berichtet er: „Krankenakten aus der Zeit zeigen, dass 1900 erstmalig der Begriff des Pflegers statt des Wärters gebraucht wurde. 1902 wurde eine erste Prüfungsordnung für das ärztliche Hilfspersonal erlassen.“

Die Schau im PDZ Düren wird durch eine Exposition im Leopold-Hoesch-Museum/Papiermuseum Düren ergänzt. Dort wird Kunst von Patienten der damaligen Zeit ausgestellt, die ansonsten in der Prinzhorn-Sammlung in Heidelberg aufbewahrt wird. Knauer stellt fest: „Die Bilder kehren in die Heimat zurück, um nach der Ausstellung wieder bezeugen zu können, wie kreativ die Menschen im Kontext der existentiellen Erfahrungen sein können.“

Weitere Infos: www.moderne-weltkrieg-irrenhaus.de

Christoph Müller


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