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DOI: 10.1055/s-0033-1363905
Neues Jahr – Bleibt alles beim alten?
Publication History
Publication Date:
20 January 2014 (online)


Dr. Hannes L. geht in der Regel halb sieben aus dem Haus, wenn er Frühschicht hat, und kommt meist erst nach 20 Uhr nach Hause. Denn es gibt immer noch mehr zu tun: sei es ein Notfall oder „Papierkram“. An seinen freien Tagen übernimmt er häufig eine Schicht für kranke Kollegen und fährt auch kurzfristig ins Krankenhaus, wenn jemand ausfällt. Und das ist eher die Regel als die Ausnahme. Dr. Hannes L. arbeitet als Assistenzarzt in Stuttgart und wäre damit ein perfekter Kandidat gewesen für eine aktuell erschienene Studie zum gesundheitsschädigenden Stress (Disstress) im Arztberuf (DMW 2013; 138: 2401–2406).
Über 2000 Klinikärzte aus Baden-Württemberg füllten anonym einen Online-Fragebogen aus, den der Universität Frankfurt am Main entworfen hatten. Anhand der Antworten wurde nach 2 wissenschaftlich anerkannten Methoden der Disstress gemessen. Vor allem jüngere Assistenzärzte, und hier insbesondere Ärztinnen, gaben in Umfrage an, dass die Anforderungen und ihr persönlicher Einsatz in einem Missverhältnis stünden zur Belohnung und Eigenständigkeit am Arbeitsplatz.
Der oben geschilderte Berufsalltag und die Empfindungen von Dr. Hannes L. spiegeln aber v. a. auch ein anderes Ergebnis der Studie wider: Die meisten der befragten Ärzte gaben an, trotz der hohen Belastung mit ihrem Beruf zufrieden zu sein – auch 49 % der Assistenzärzte, bei denen laut der Umfrage 2 Drittel unter Disstress leiden. Die persönlichen Gründe Dr. Hannes L. decken sich mit den in der Studie genannten: Er schätzt das gute Verhältnis zu Kollegen und zieht daraus viel Kraft. Wenn eine Reanimation erfolgreich war, vergisst er die Überstunden und auch seiner Schicht am 24. Dezember konnte er durchaus abgewinnen – die Dankbarkeit der Patienten auf der Intensivstation; das Gefühl, zu helfen. Die Arzt-Patienten-Beziehung ist für ihn immer wieder neuer Antrieb.
Aber die Frage ist: Wie lange steckt man den negativen Stress weg, bevor gesundheitliche Probleme auftreten? Und schrecken diese Arbeitsbedingungen im Krankenhaus nicht den Nachwuchs ab, der so dringend gebraucht wird? Die Arbeits der Studie aus der DMW warnen vor gesundheitsschädlichen Folgen und sehen erheblichen Handlungsbedarf.
Eine einfache Lösung wird es nicht geben; die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser hat sich laut dem Krankenhausbarometer eher verschlechtert. Der Anteil der Kliniken in den roten Zahlen stieg von 31 % im Jahr 2012 auf 51 % im Jahr 2013. Ein Umdenken in der Politik, aber auch an den Krankenhäusern scheint umumgänglich zu sein. Vielleicht sind diese Studienergebnisse gemeinsam mit dem begonnenen neuen Jahr ein guter Zeitpunkt dafür, denn: „Der Neujahrstag ist die einzige wichtige Veränderung, die von selber eintritt.“ (Pavel Kosorin)
Mit herzlichen Grüßen
Ihre Herausgeber und Ihre Redaktion
Herausgeber
G. Geldner, Ludwigsburg
T. Hachenberg, Magdeburg
W. Koppert, Hannover
G. Marx, Aachen
N. Roewer, Würzburg
J. Scholz, Kiel
C. Spies, Berlin
H. Van Aken, Münster
H. Wulf, Marburg
K. Zacharowski, Frankfurt/Main
Experten-Panel
B. Bein, Kiel
E. Biermann, Nürnberg
J. Biscoping, Karlsruhe
B. Böttiger, Köln
M. Bucher, Halle
H. Bürkle, Freiburg
B. Dirks, Ulm
V. von Dossow, München
L. Eberhart, Marburg
U. Ebmeyer, Magdeburg
M. Fischer, Göppingen
W. Gogarten, Bielefeld
J. Graf, Stuttgart
S. Grond, Detmold
U. Kaisers, Leipzig
C. Kill, Marburg
U. Klein, Nordhausen
S. Kozek-Langenecker, Wien
P. Kranke, Würzburg
L. Lampl, Ulm
J. Martin, Göppingen
A. Meißner, Soest
C. Nau, Lübeck
J. Pfefferkorn, Stuttgart
P. Rosenberger, Tübingen
M. Schäfer, Berlin
T. Schnider, St. Gallen
T. Schürholz, Aachen
U. Schwemmer, Neumarkt
T. Standl, Solingen
F. Stüber, Bern
R. Sümpelmann, Hannover
M. Tramèr, Genf
K. Ulsenheimer, München
T. Volk, Homburg/Saar
A. Walther, Stuttgart
F. Wappler, Köln
E. Weis, Nürnberg
Organschaften
Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin
Österreichische Gesellschaft für Anaesthesiologie, Reanimation und Intensivmedizin
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