Rofo 2013; 185(12): 1198-1199
DOI: 10.1055/s-0033-1335882
Der interessante Fall
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bromidintoxikation aufgrund von Psychopharmakaabusus – eine seltene Ursache für generalisiert hyperdense Gefäße im CCT

A. N. Gazis
,
K. Becker
,
M. Skalej
Further Information

Publication History

29 April 2013

07 June 2013

Publication Date:
18 October 2013 (online)

Einleitung

Natriumbromidhaltige Substanzen werden aufgrund ihrer sedativen und hypnagogen sowie antikonvulsiven Effekte insbesondere in Medikamenten der Anästhesie und Psychiatrie eingesetzt. Charakteristische Symptome einer Intoxikation mit solchen Substanzen sind Übelkeit und Erbrechen, Konzentrationsschwäche, Gedächtnisschwäche, Verwirrtheit, Halluzinationen, Angstzustände, Wahnvorstellungen, Hand-Zittern und Bewegungsunsicherheit. Auch Hautläsionen können beobachtet werden. Das Ausmaß der Symptome korreliert nicht mit der Plasmakonzentration. Besonders sensible Patienten können die ersten Symptome bereits bei einer Plasmakonzentration von 600 mg/l aufweisen, die letale Dosis liegt bei > 4 g/l. Die Therapie der Bromidintoxikation beschränkt sich auf Flüssigkeitszufuhr und die Verabreichung von Saluretika. Eine zusätzliche Medikation mit Barbital kann nötig sein. In besonders schweren Fällen kann eine schnelle Detoxikation auch mittels Dialyse erzielt werden (Martindale W. The pharmaceutical press 1989: 1605). In der Vergangenheit waren zahlreiche, bromidhaltige Medikamente in Apotheken frei zugänglich, sodass die Plasmabromidkonzentration Anfang des 20. Jahrhunderts routinemäßig bei Patienten mit neurologischen und psychiatrischen Auffälligkeiten bestimmt wurde (Hanes FM et al. South Med J 1938; 31: 667 – 671). Als schweres Element im Periodensystem wurde Natriumbromid zudem als 25 %-Lösung auch als Kontrastmittel zur Pyelografie verwandt (Weld EH. J Am Med Ass 1918; 71: 1111 – 1112). In diesem Fallbericht präsentieren wir einen neurologisch auffälligen Patienten, der im CCT hyperdense Gefäße aufgrund einer Bromidintoxikation aufwies.