Neonatologie Scan 2012; 01(02): 125
DOI: 10.1055/s-0032-1325846
Aktuell
Prognose neonataler Risikopatienten
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Flugtauglichkeit bei Säuglingen: Erhöhte Empfindlichkeit auf Hypoxie im 1. Lebensjahr

Further Information

Publication History

Publication Date:
01 December 2012 (online)

Die Leitlinien der Britischen Thoracic Society (BTS) beschreiben ausführlich, wann zusätzlicher Sauerstoff bei Neugeborenen während des Fluges notwendig ist. Aber nicht für alle Babys finden sich Empfehlungen. Diese Lücke schließt die Studie einer britisch-australischen Wissenschaftlergruppe um C. J. Bossley.

Aus technischen Gründen herrscht in Flugzeugen ein Druck, der einem Aufenthalt im Hochgebirge entspricht. Aufgrund des erniedrigten Drucks in den Flugzeugen wird der Wert der inspiratorischen Sauerstofffraktion, FiO2, auf 0,15 abgesenkt, was einem Sauerstoffgehalt von 15 % auf Meeresspiegellevel entspricht. Gesunde Menschen nehmen dies in der Regel nicht wahr, bei bestehenden Vorerkrankungen kann dies allerdings zur Hypoxie führen, so auch bei Säuglingen mit einer bronchopulmonalen Dysplasie. Die Auswirkungen der niedrigen FiO2 bei Frühgeborenen ohne bronchopulmonalen Dysplasie sind hingegen unklar. Ebenso ungewiss sind die Auswirkungen des Stillens während einer Hypoxie.

In einer australischen Studie mit ehemaligen Frühgeborenen im 1. Lebensjahr fiel im Experiment mittels Hypoxie-Simulationstest, bei dem 14 – 15 %iger Sauerstoff während 15 – 20 min via Maske inhaliert wird, die O2-Sättigung bei 4 von 5 Kindern unter 85 % ab, und es wurde zusätzlicher Sauerstoff für den Flug empfohlen. Die O2-Sättigung in Ruhe vor Beginn des Tests betrug bei allen Säuglingen mehr als 95 %. Die O2-Sättigung allein ist demnach ein schlechter Indikator dafür, ob während des Fluges zusätzlicher Sauerstoff benötigt wird oder nicht.

Die Britische Thoracic Society (BTS) empfiehlt in ihren Leitlinien, dass Säuglingen unter 6 Monaten mit einem akuten Luftwegsinfekt und speziell ehemalige Frühgeborenen ( < 32. Schwangerschaftswoche) wegen der Gefahr von Apnoen nicht fliegen sollten. Außerdem empfehlen sie, dass Kinder mit respiratorischen Problemen nach der Geburt, vor einem geplanten Flug einen Hypoxie-Simulationstest durchführen. Wird eine Sauerstoffsättigung von 90 % unterschritten, so empfiehlt die britische Fachgesellschaft die zusätzliche Sauerstoffgabe während des Fluges.

30 Frühgeborene (mittlere Geburtswoche 33,1) und 41 Säuglingen, die termingerecht geboren wurden (mittlere Geburtswoche 39,8), wurden 3 Monate oder 6 Monate nach der Geburt, einem Hypoxie-Simulationstest mit 15 %igem Sauerstoff über 20 min mittels Körperplethysmografie unterzogen. Die Sauerstoffsättigung fiel um durchschnittlich 6 % ab, wobei keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen und auch keine Unterschiede im Alter der getesteten Säuglingen festgestellt werden konnte. Bei jeweils 2 Säuglingen aus jeder Gruppe sank die Sauerstoffsättigung unter den von der Britischen Thoracic Society festgelegten Schwellenwert von 90 %. Durch das Stillen sank die Sauerstoffsättigung bei den termingerecht Geborenen im Mittel um 4 %, bei den Ex-Frühchen mit Mittel um 2 %, bei 22 % der termingerecht geboren Säuglingen und bei 32 % der Frühgeborenen sogar unter eine Sauerstoffsättigung von 90 %, dies aber nur vorübergehend, maximal bis zu 30 s.