Neonatologie Scan 2012; 01(02): 118-119
DOI: 10.1055/s-0032-1325838
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Postnatale Zytomegalievirusinfektion bei Frühgeborenen: Wichtigste Risikofaktoren sind Herkunft der Mutter und Stillen

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Publication Date:
01 December 2012 (online)

Eine Infektion mit dem Zytomegalievirus (CMV) gilt als häufigste virale Infektion bei Neugeborenen. Sie kann unter anderem mit Fehlentwicklungen im Gehirn, Verzögerungen der neuronalen Entwicklung, Hörschäden oder einer Lungenentzündung einhergehen. In dieser Studie von Nijman et al. erwiesen sich das Stillen und die Herkunft der Mutter als die wichtigsten Risikofaktoren für eine postnatale CMV-Infektion. Erstmals beschreiben die Autoren auch eine mögliche Verbindung zwischen postnataler CMV-Infektion und der Entwicklung einer Lentikulostriatalen Vaskulopathie (LSV).

Im Rahmen einer prospektiven Beobachtungsstudie untersuchten Nijman et al. zwischen April 2007 und Juni 2009 insgesamt 315 Frühgeborene mit einem Gestationsalter von weniger als 32 Wochen im Wilhelmina Children’s Hospital in Utrecht, Niederlande. Mittels einer PCR-Untersuchung (Polymerase-Kettenreaktion) des Urins diagnostizierten die Autoren, ob bei den Frühgeborenen eine CMV-Infektion vorlag oder nicht. Eine CMV-Infektion bereits während der Schwangerschaft schlossen sie durch einen Vergleich mit einer bereits 1 Woche nach der Geburt genommenen Urinprobe aus.

Um die wichtigsten Risikofaktoren für eine postnatale Infektion zu finden, erhoben sie klinische und demografische Daten wie etwa Gestationsalter, Geschlecht, Herkunft der Mutter, Geburtsart, Gehörprobleme, respiratorisches Distress-Syndrom und Ductus arteriosus sowie die Art der Ernährung. Zudem verglichen sie die Ergebnisse von kraniellen Sonografien bei infizierten und nichtinfizierten Frühgeborenen zum TEA-Zeitpunkt (term-equivalent age). Anschließend ermittelten sie mithilfe einer Regressionsanalyse den Zusammenhang zwischen CMV-Infektion und den erhobenen Faktoren. Dabei erwies sich, dass Kinder von Müttern nichtniederländischer Herkunft, die gestillt wurden und ein niedriges Gestationsalter besaßen, am meisten gefährdet waren. Das Infektionsrisiko bei infizierten, stillenden Müttern war 13-mal so hoch wie bei nichtstillenden Müttern. Kinder von Müttern nichtniederländischer Herkunft besaßen ein 9-mal so hohes Risiko wie Kinder von einheimischen Müttern. Außerdem sank das Risiko einer Infektion mit jeder Woche, in der das Gestationsalter zunahm, signifikant um 30 %. CMV-infizierte Frühchen zeigten zum TEA-Zeitpunkt zudem signifant häufiger zerebrale Kalzifizierungen, vor allem LSV, als nichtinfizierte Kinder. Die Autoren gehen davon aus, dass diese Studie erstmals solche Ergebnisse einer kraniellen Ultraschalluntersuchung bei Frühgeborenen mit postnataler CMV-Infektion beschreibt. 85 % der CMV-infizierten kleinen Patienten entwickelte keinerlei klinische Symptome.