Neonatologie Scan 2012; 01(02): 111-112
DOI: 10.1055/s-0032-1325828
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Atmung und Herz-Kreislauf-System
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Persistierender Ductus arteriosus: Wie aggressiv sollen untergewichtige Neugeborene behandelt werden?

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Publication Date:
01 December 2012 (online)

Von den untergewichtigen Neugeborenen haben 38 % einen persistierenden Ductus arteriosus. Der Nutzen einer eingreifenden Behandlung wird kontrovers diskutiert. Kaempf et al. verglichen die Verläufe für 2 Zeitperioden, in denen unterschiedlich aggressiv therapiert wurde.

Im 1. Abschnitt von 2005 – 2007 wurden die Neugeborenen relativ uniform behandelt. Die 385 untersuchten Kinder wogen bei der Geburt zwischen 501 und 1500 g. Von ihnen hatten 139 (36 %) Patienten einen persistierender Ductus arteriosus und überlebten die 1. Woche. Alle erhielten den Cyclooxygenase-Inhibitor Indometacin in einer Dosierung von 0,2 mg/kg, wenn zusätzlich zur Beatmung (nasal continuous positive airway pressure, Nasen-CPAP, oder mechanisch) Sauerstoffgaben erforderlich waren. Schloss sich der Ductus arteriosus dann nicht, erfolgte die chirurgische Ligatur. Im 2. Intervall (2008 – 2009) gingen die Neonatologen konservativer vor. In dieser Gruppe hatten 72 von 196 (37 %) untergewichtigen Neugeborenen einen offenen Ductus arteriosus. Das Vorgehen war von einem „Watchful Waiting“ und einer Flüssigkeitsretention bestimmt. Indometacin erhielten die Kinder nur, wenn eine ausreichende Oxygenierung nicht gelang und/oder eine Ductusgröße über 2 – 3 mm vorlag. Eine Ligatur erfolgte, falls die Therapie mit Indometacin erfolglos blieb.

Im 2. Intervall waren die Flüssigkeitszufuhr und der Indometacingebrauch vermindert und die Tage mit offenem Ductus arteriosus vermehrt (p < 0,001). Indometacinbehandlungen und Operationen erfolgten später (p < 0,001). Die Beatmungshäufigkeit und supplementäre Sauerstoffgaben waren in den Zeitperioden nicht wesentlich verschieden. Die Krankenhausaufenthaltsdauer und die Wiederaufnahmerate unterschieden sich nicht signifikant. Nur die kombinierte Häufigkeit für chronische Lungenerkrankungen (zusätzliche Sauerstoffgabe > Woche 36) und die Mortalität war im 2. Abschnitt höher (p = 0,04). Insgesamt kamen Komorbiditäten (Major Vermont Oxford Network Morbidities) bei dem konservativen Vorgehen nicht häufiger vor. Signifikante Prädiktoren für weitere schwere Erkrankungen waren ein geringes Gestationsalter, niedriges Geburtsgewicht, männliches Geschlecht und langsameres Wachstum. Von 2005 – 2007 wurden 6 % und von 2008 – 2009 19 % der Patienten mit einem persistierenden Ductus arteriosus nach Hause entlassen. In 6 von 9 bzw. 10 von 14 Fällen kam es zu einem verzögerten Spontanverschluss innerhalb des 1. Lebensjahres.