Neonatologie Scan 2012; 01(02): 99
DOI: 10.1055/s-0032-1325811
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Zerebrale Bildgebung
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wie aussagekräftig sind MRT-Befunde für Entwicklungsstörungen bei Frühgeborenen?

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Publication Date:
01 December 2012 (online)

Extrem Frühgeborene zeigen in der Magnetresonanztomografie (MRT) nicht selten Anomalien im Bereich der weißen Gehirnsubstanz. Als Prädiktor für spätere zerebrale Entwicklungsstörungen diskutieren Neonatologen unter anderem diffuse exzessive starke Signale (diffuse excessive high signal intensities, DEHSI). Nach einer aktuellen Arbeit wird deren Bedeutung jedoch überschätzt.

In ihre Studie nahmen B. Skiöld et al. von der Karolinska Universität in Stockholm zwischen 2004 und 2007 117 Kinder auf, die vor der 27. Schwangerschaftswoche geboren wurden und überlebten. Bei 107 Kindern erfolgte eine Magnetresonanztomografie zwischen der 38. und 41. Lebenswoche. Die MRT-Befunde im Bereich der weißen Substanz unterteilten die Ärzte in „keine bis geringe“ sowie „moderate bis schwere“ Auffälligkeiten. Zusätzlich gaben sie an, ob DEHSI in der periventrikulären Region vorlagen.

Im korrigierten Alter von 30 Monaten prüften die Forscher kognitive, sprachliche und motorische Entwicklung der Studienteilnehmer mittels der Baylay Scales of Infant and Toddler Development (BSID, 3. Version). Als Kontrollgruppe dienten 85 Kinder mit termingerechter Geburt.

Bei den Frühgeborenen lagen in 14 % der Fälle moderate bis schwere Veränderungen der weißen Substanz vor; DEHSI wurden bei 56 % nachgewiesen. 7 % wiesen eine zerebrale Lähmung auf. Die BSID-Werte waren bei den Frühgeborenen nach 30 Monaten mit 96 (Kognition), 97 (Sprache) und 103 (Motorik) jeweils im Normbereich von ≥ 70 Punkten. Die Kontrollgruppe erreichte jedoch mit Werten zwischen 100 – 120 Punkten signifikant bessere Ergebnisse. Nur 2,5 % der Kinder mit fehlenden oder geringen Auffälligkeiten im MRT hatten eine zerebrale Lähmung entwickelt. Dagegen lag bei der Hälfte der Frühgeborenen mit moderaten und schweren MRT-Veränderungen eine zerebrale Lähmung vor; auch die kognitive und sprachliche Entwicklung war bei diesen Kindern signifikant schlechter.

DEHSI waren weder signifikant mit dem Vorliegen einer zerebralen Lähmung noch mit schlechteren BSID-Ergebnissen zusammenhängend.