Der Nuklearmediziner 2012; 35(03): 133-134
DOI: 10.1055/s-0032-1321824
Diagnostik und Therapie von Skeletterkrankungen – Update 2012
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nuklearmedizinische Diagnostik und Therapie von ­Skeletterkrankungen – Update 2012

Nuclear Medicine Diagnostics and Therapy of Skeletal Diseases – Update 2012
E. U. Nitzsche
1   Institut für Nuklearmedizin & PET/CT Zentrum, Kantonsspital Aarau, Schweiz
,
M. Fischer
2   Praxis für Radiologie, Nuklearmedizin und Strahlentherapie, Kassel
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Publication Date:
11 September 2012 (online)

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Prof. Dr. Egbert U. Nitzsche
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Prof. Dr. Manfred Fischer

Die nuklearmedizinische Diagnostik des Skelettes unterliegt durch die Einführung von SPECT/CT und PET/CT in die klinische Diagnostik einem Wandel in mehrfacher Hinsicht:

  1. Die abgebildete hochaufgelöste Morphologie ermöglicht eine exakte Zuordnung des nuklearmedizinischen Befundes entsprechend des erkrankten Skelettabschnittes.

  2. Eine vertiefte Analyse der betroffenen Knochensubstrukturen ist nun möglich.

  3. Die Ausdehnung des pathologischen Prozesses kann korrekt beschrieben werden.

  4. Es besteht eine hohe Spezifität bzw. diagnostische Genauigkeit des Befundes.

  5. Der nuklearmedizinische Befund wird durch das CT allgemeinverständlicher für Kollegen anderer Fachdisziplinen, und dadurch erfährt die nuklearmedizinische Bildgebung eine Aufwertung, die sich in einem verstärkten Rückgriff auf nuklearmedizinische Diagnostik äußert.

  6. Durch die Paarung der hohen Sensitivität der Skelettszintigrafie mit der hohen Spezifität der SPECT/CT gewinnt die integrierte Diagnose sowohl bei degenerativen als auch onkologischen Skeletterkrankungen einen hohen Stellenwert.

In diesem Zusammenhang darf nicht vergessen werden, dass degenerative Skeletterkrankungen, wie zum Beispiel Rückenschmerzen und Arthrose, zu den sogenannten Volkskrankheiten mit ­beachtlichen Folgekosten, auch unter versicherungsmedizinischen Aspekten, gehören. Obwohl sich die PET/CT in der onkologischen Skelettdiagnostik intensiver Forschung erfreut, kann festgestellt werden, dass auch in der „konventionellen“ nuklearmedizinischen Skelettdiagnostik durch die zunehmende Verbreitung der SPECT/CT eine steigende Anzahl von Forschungsaktivitäten zu bemerken ist, sowohl bei degenerativen als auch onkologischen Erkrankungen, mit der Notwendigkeit, etablierte Diagnosealgorithmen neu zu ordnen. Die klinische Etablierung der SPECT/CT des Skelettes ist im Fluss, eine Reihe von wissenschaftlichen Fragestellungen wird bearbeitet. Dies spiegelt sich in den vorliegenden Beiträgen zur SPECT/CT-Diagnostik am Skelett wider. Erfreulich in diesem Zusammenhang ist die wachsende Zahl an Untersuchungen zur Wertigkeit des SPECT/CT in der Planung von Interventionen und chirurgischen Eingriffen am Skelett. Die SPECT/CT-navigierte Abklärung von Schmerzursachen am Skelett breitet sich weiter aus.

Ähnlich wie bei PET/CT beobachtet man auch ­mit der Zunahme von SPECT/CT-Untersuchungen eine Neuorganisation von Arbeitsabläufen in der Nuklearmedizin. Dies wird notwendig durch die wachsende Zahl an Teilkörper- und Ganzkörper-SPECT/CT-Untersuchungen, da gerade degenerative, aber auch onkologische Skeletterkrankungen häufig als Mehretagenerkrankungen in Erscheinung treten und man mit der integrierten Tomografie besser als mit der planaren Szintigrafie „sieht“.

Während bei der Kombination von planarer und SPECT-Bildgebung keine zusätzliche Strahlenexposition für den Patienten entsteht, sofern beide Untersuchungen mit dem gleichen Isotop durchgeführt werden, addieren sich bei der Kombination mit der CT beide Strahlendosen. Das CT kann als Niedrigdosis-CT für die Absorptionskorrektur der SPECT-Bilder oder als ­diagnostisches CT durchgeführt werden. Das Abwägen des Nutzen-Risiko-Verhältnisses und das ALARA-Prinzip gelangen hierbei in der täglichen Zusammenarbeit mit der Radiologie zur Anwendung. In diesem Zusammenhang ist auch die SPECT-geführte CT zu sehen, welche eine Einschränkung der CT auf ein möglichst kleines, die diagnostischen Bedürfnisse jedoch abdeckendes Volumen ermöglicht.

Aus der Position des Patienten heraus kann man feststellen, dass durch die integrierte Befundung, welche aus dem nuklearmedizinischen und dem radiologischen Teilbefund sowie seiner abschließenden 2-in-1-Synthese besteht, eine optimale Diagnose erarbeitet wird.

Die Fluorid-PET/CT wird gegenwärtig als genaueste Methode zur Knochenmetastasensuche angesehen. Aber – Konkurrenz belebt den Wettbewerb! Mit der weiteren Optimierung der SPECT/CT ist das Wettbewerbsergebnis beider tomografischer Methoden offen.

Bei der nuklearmedizinischen Therapie von Skeletterkrankungen stehen nach wie vor die Radiosynoviorthese zur nuklearmedizinischen Gelenktherapie in Rheumatologie und Orthopädie als auch die Behandlung multilokulärer Skelettmetastasen im Rahmen einer interdisziplinären onkologischen Therapie im Vordergrund. Erfreulich ist, dass in Form von z. B. 223Radium auch Alphastrahler an der Schwelle der klinischen Therapie auf diesem Gebiet stehen.

Egbert U. Nitzsche

Manfred Fischer