Der Nuklearmediziner 2012; 35(4): 195
DOI: 10.1055/s-0032-1319170
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Differenziertes Schilddrüsenkarzinom – Hormonentzug ist rhTSH beim Nachweis von Metastasen überlegen

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Publication Date:
04 February 2013 (online)

Die Vorbereitung auf einen Radioiod-Scan nach ablativer Therapie des differenzierten Schilddrüsenkarzinoms (DTC) erfolgt entweder mit mehrwöchigem Hormonentzug (THW) oder durch Applikation von rekombinantem humanen TSH (rhTSH). Hinweise auf Vorteile des Hormonentzugs erbrachten mehrere kleine Fallstudien, größere Vergleichstudien liegen jedoch nicht vor. D. van Nostrand et al. aus Washington DC verglichen daher prospektiv beide Methoden an 2 vergleichbaren Gruppen mit Verdacht auf Metastasen.

J Nucl Med 2012; 53: 359–362

Beide Methoden erhöhen den TSH-Spiegel ausreichend für die Aufnahme von Radioiod in den nachzuweisenden Metastasen. Nachteil des Hormonentzugs ist die entstehende Hypothyreose mit vorübergehender Beeinträchtigung der Lebensqualität. Mit der Applikation von rhTSH kurz vor dem Radioiod-Scan kann die Hormonsubstitution beibehalten werden, die Verweildauer des erforderlich hohen TSH-Spiegels ist aber kürzer. Inwieweit sich diese Unterschiede beider Methoden auf die Qualität des Metastasen-Nachweises auswirken, sollte in dieser Studie mit dem planaren 131I-Ganzkörperscan (131I-WBS) und der 124I-PET nachgewiesen werden.

Eingeschlossen wurden prospektiv im Zeitraum von 2006 bis 2010 40 Patienten mit DTC nach ablativer Behandlung und klinischem Verdacht auf Metastasen. Alle Patienten waren in ihren klinischen Merkmalen vergleichbar und unterzogen sich nacheinander sowohl einem 131I-WBS als auch einer 124I-PET. 24 Patienten wurden mit rhTSH vorbereitet (1 x 0,9 mg intramuskulär an 2 Tagen mit erstem Scan am Folgetag). Weitere 16 Patienten mit Hormonentzug unterbrachen die Schilddrüsenhormongabe vor den Scans für 2 bis 6 Wochen, jeweils abhängig von der vorangegangenen Therapiedauer. Zwei unabhängige Untersucher werteten die Scans positiver Herde aus.

Die Auswertung der 131I-WBS ergab bei den mit rhTSH vorbereiteten Patienten 2 positive Herde und bei den mit THW vorbereiteten Patienten 58 positive Herde. Auf die Raten an betroffenen Patienten bezogen waren dies 4% (1 / 24) nach rhTSH-Vorbereitung und 63% (10 / 16) nach THW-Vorbereitung.

Die entsprechende Auswertung der 124I-PET-Scans ergab bei den mit rhTSH vorbereiteten Patienten 17 positive Herde und bei den mit THW vorbereiteten Patienten 117 positive Herde. Dies entsprach 29% (7 / 24) nach rhTSH-Vorbereitung und 63% (10 / 16) nach THW-Vorbereitung.

Fazit

Die Ergebnisse sprechen nach Meinung der Autoren dafür, den Nachweis von Metastasen bei Patienten mit differenziertem Schilddrüsenkarzinom mit 124I-PET-Scan oder 131I-WBS unter Hormonentzug durchzuführen, bis weitere Ergebnisse vorliegen. Die Vorbereitung mit rhTSH sollte den Patienten vorbehalten bleiben, die die hypothyreoten Symptome nach THW nicht vertragen oder die aufgrund hormonproduzierender Metastasen nicht ausreichend endogenes TSH sezernieren können.

Maria Weiß, Berlin