Der Nuklearmediziner 2012; 35(3): 130-131
DOI: 10.1055/s-0032-1318900
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Periphere Osteomyelitis – Besilesomab liefert gute Bildqualität in der Szintigrafie

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Publication Date:
17 January 2013 (online)

Mit der konventionellen Skelettszintigrafie lassen sich osteomyelitische Läsionen gut diagnostizieren, die Bildgebung hat allerdings keine hohe Spezifität. Die Kombination aus Skelett- und Leukozytenszintigrafie hat sich bei Patienten mit V. a. Osteomyelitis als geeignet erwiesen. Bei einer solchen Patientengruppe haben Richter et al. in einer randomisierten Phase-III-Studie die Bildgebung mit 99mTc-markierten Leukozyten und mit dem murinen Immunuglobulin IgG1 Besilesomab verglichen.

Eur J Nucl Med Mol Imaging 2011; 38: 899–910

An der Crossover-Studie haben 119 Patienten ab einem Alter von 18 Jahren mit V. a. oder dokumentierter akuter, subakuter oder chronischer Osteomyelitis des peripheren Skeletts teilgenommen. Sie unterzogen sich in zufälliger Reihenfolge 2 Szintigrafien, eine mit 99mTc-Besilesomab und eine 2. mit 99mTc-HMPAO-markierten Leukozyten (HMPAO = Hexamethylpropyleneaminoxim). Zwischen beiden Untersuchungen musste ein Intervall von mindestens 2 und maximal 4 Tagen bestehen. Das Studienprotokoll umfasste:

  • planare Szintigrafien 4 und 24 h nach Injektion des jeweiligen Radiopharmakons,

  • die Dokumentation von Vitalparametern und Nebenwirkungen,

  • Bestimmung der Serumspiegel humaner Mausantikörper (HAMA) sowie

  • Bestimmung von Laborwerten.

Die Übereinstimmung beider Verfahren in Bezug auf die Diagnose wurde von 3 verblindeten Untersuchern geprüft, und 1 Prüfarzt beurteilte 1 Monat nach den Untersuchungen die Bildqualität sowie die Sensitivität, Spezifität und Genauigkeit der Diagnosen. Zusätzlich erhielt ein Expertengremium (Truth Panel) mit 3 Ärzten alle verfügbaren Patienten- und Follow-up-Daten (bis 12 Monate nach Szintigrafie) mit Ausnahme der Bildgebungsergebnisse für finale Diagnosen. Anhand der Beurteilungen des Gremiums wurden Sensitivität, Spezifität sowie Genauigkeit in einer Sekundäranalyse bestimmt.

Die Übereinstimmungsrate für alle Untersucher ergab 0,83 mit einer unteren Grenze des 95%-Konfidenzintervall von 0,8. Unter Verwendung der finalen Beurteilung durch den Prüfarzt 1 Monat nach der Bildgebung ergaben sich Sensitivitäten für Besilesomab bzw. 99mTc-HMPAO-markierte Leukozyten von 74,8 bzw. 59%. Die entsprechenden Werte für die Spezifität waren 71,8% (Besilesomab) bzw. 79,5%. Auch in der Sekundäranalyse auf Grundlage der patientenbasierten Bewertung durch das Expertengremium war die Sensitivität für Besilesomab höher (75,6 vs. 62,6%) und die Spezifität etwas niedriger als für 99mTC-HMPAO-markierte Leukozyten (68,7 vs. 75,8%). Die Beurteilung der Bildqualität ergab kumulierte Häufigkeiten guter und sehr guter Aufnahmen von 75% für Besilesomab und 56% für Tc-HMPAO weiße Blutkörperchen (p < 0,0001). Die Sicherheitsbeurteilung anhand der Labordaten und Vitalparameter ergab kein erhöhtes Risiko für die Anwendung des Antigranulozyten-Antikörpers. Bei 2 Patienten kam es in Verbindung mit dem IgG1 zu leichten und vorübergehenden Hypertensionen und bei 16 von 116 wurden nach der Besilesomab-Bildgebung HAMA gemessen (> 40 µg / l).

Fazit

Nach den Ergebnissen dieser Phase-III-Studie können szintigrafische Untersuchungen zur Abklärung einer peripheren Osteomyelitis mit Besilesomab genau, mit guter Bildqualität und sicher durchgeführt werden. Die diagnostischen Informationen seien insgesamt mit denen unter Verwendung 99mTC-HMPAO-markierter Leukozyten vergleichbar.

Matthias Manych, Berlin