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DOI: 10.1055/s-0032-1318836
Mammadiagnostik – Wie sicher ist die MRT bei Hochrisikoläsionen?
Publication History
Publication Date:
14 August 2012 (online)
Bioptisch suspekte Mammabefunde werden zum Ausschluss eines Karzinoms in der Regel operiert. Dabei ist die Rate der nicht malignen Läsionen hoch. Um den betroffenen Patienten eine Operation zu ersparen, kann eine MRT zwischengeschaltet werden, deren Zuverlässigkeit Linda et al. in ihrer prospektiven Studie überprüften.
AJR Am J Roentgenol 2012; 198: 272–280
Die Autoren kamen zu zweigeteilten Ergebnissen: Die MRT hatte einen hohen negativen Vorhersagewert, aber dies galt nicht für alle histologischen Subtypen gleichermaßen.
Von 2004 bis 2010 erhielten 3243 Frauen wegen eines sonografisch oder mammografisch auffälligen Befunds eine Biopsie. 7,4% hatten Hochrisikoläsionen. An der Untersuchung nahmen schließlich 166 Patientinnen mit 169 karzinomverdächtigen Befunden teil. 72,2% wurden unter sonografischer und 27,8% unter mammografischer Kontrolle biopsiert. Histologisch lag bei 64 Frauen ein Papillom ohne Atypien vor, 54 hatten Narbengewebe, 35 eine lobuläre Neoplasie und 16 eine atypische duktale Hyperplasie. Postoperativ ergaben sich 22 maligne Befunde. Also waren 13% aller Hochrisikoläsionen in der Biopsie unterschätzt worden. Acht waren Karzinome und 14 duktale Carcinomata in situ.
Vor der operativen Entfernung erfolgte die MRT, die nach der BI-RADS-Klassifizierung beurteilt wurde. Von 53 BI-RADS-4-Läsionen waren 16 nach der postoperativen histologischen Diagnose maligne (30,2%). 37 Befunde waren in der MRT falsch-positiv. Sechs von 116 Läsionen wurden in der MRT falsch-negativ beurteilt. Insgesamt ergaben sich für die Diagnose eines Karzinoms in der MRT eine Sensitivität von 72,7% und eine Spezifität von 74,8%. Der positive prädiktive Wert betrug 30,2% und der negative prädiktive Wert 94,8%. Letzterer war für die Fragestellung besonders relevant. Der Anteil richtig negativer Ergebnisse an der Gesamtheit aller tatsächlich negativen Ergebnisse war hoch. Dies galt aber nicht für alle bioptisch diagnostizierten Hochrisikoläsionen. Papillome und Narbengewebe hatten sehr hohe negative prädiktive Werte (97,4 und 97,6%). Bei lobulären Neoplasien und atypischen duktalen Hyperplasien waren die Werte mit 88 und 90% niedriger. Die Resultate entsprachen damit der geringeren Karzinomwahrscheinlichkeit bei Papillomen und Narbengewebe (6,2 und 3,7%) im Vergleich zu lobulären Neoplasien (34,3%) und atypischen duktalen Hyperplasien (25,0%).
79 Operationen (47%) wären vermeidbar gewesen, wenn nur die Fälle mit geringem Malignitätsrisiko berücksichtigt wurden. Zwei falsch-negative Befunde waren duktale Carcinomata in situ, die keine Anreicherung in der MRT aufwiesen.
Mithilfe der MRT lässt sich mit einer hohen Zuverlässigkeit bei bioptisch gesichterten Papillomen und Narbengewebe ein negativer Befund richtig vorhersagen. Die Autoren halten eine primär nicht operative Strategie für diese Patientinnen für vertretbar und empfehlen klinische und radiologische Kontrollen.
Dr. Susanne Krome, Melle