Lege artis - Das Magazin zur ärztlichen Weiterbildung 2012; 2(2): 76-79
DOI: 10.1055/s-0032-1311662
Forschung
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Nachrichten aus der internationalen Fachliteratur

Frank Lichert
,
Sebastian Schulz-Stübner
,
Horst Gross
,
Elke Ruchalla
,
Hans-Georg Bone
,
Björn Hossfeld
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Michael Bernhard
,
Peter Pommer
,
Rainer Kollmar
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
26. April 2012 (online)

Creme und Shampoo als Allergie-Auslöser

Travassos AR et al. Non-fragrance allergens in specific cosmetic products. Contact Dermatitis 2011; 65: 276–285

Allergische Reaktionen auf Kosmetikprodukte nehmen zu. Wissenschaftler der Universität Leuven (Belgien) haben nun untersucht, welche Allergene in Kosmetika für die allergische Kontaktdermatitis verantwortlich sind. Die innerhalb der Studie berücksichtigten kosmetischen Produkte ließen sich in folgende Kategorien unterteilen:

  • Hautpflegeprodukte

  • Haarpflegeprodukte

  • Körperreinigungsprodukte

  • Sonnenschutzprodukte

  • Produkte zur Gesichtsreinigung

  • Intimhygieneprodukte

  • Nagelkosmetika

  • Deodorants

  • Schminkprodukte

  • Rasierprodukte

  • Enthaarungsprodukte

Die Autoren untersuchten in standardisierter Form solche Kosmetikprodukte, die eine allergische Kontaktdermatitis ausgelöst hatten, sowie die allergieauslösenden Inhaltsstoffe. Der Studienzeitraum erstreckte sich von Januar 2000 bis Dezember 2010. Anhand der Auflistung der Inhaltsstoffe auf dem Etikett war es möglich, in 959 von 1448 Fällen die Anwesenheit von allergieauslösenden Ingredienzien in speziellen Produkten zu bestätigen. 621 dieser 959 Reaktionen waren auf Nicht-Duftstoff-Allergene zurückzuführen, bei 58 % davon handelte es sich um Konservierungsstoffe. Allergische Reaktionen waren am häufigsten korreliert mit

  • Hautpflegeprodukten (34 %),

  • gefolgt von Haarpflegeprodukten (20 %),

  • Körperreinigungsprodukten (14 %),

  • Sonnenschutzprodukten (10 %),

  • Produkten zur Gesichtsreinigung und Deos (6 %) sowie

  • Intimhygieneprodukten (3 %).

Die wichtigsten Allergene innerhalb der Gruppe der Konservierungsstoffe waren Formaldehyd und Formaldehydabspalter. Sie fanden sich am häufigsten im Zusammenhang mit Körperreinigungsprodukten (insbesondere 2-Brom-2-nitropropan-1,3-diol). Diazolidinyl-Urea dagegen war am häufigsten in Sonnen- und Hautschutzprodukten zu finden. Ein Gemisch aus Methylchloroisothiazolinon und Methylisothiazolinon identifizierten die Autoren am häufigsten als Allergene in Haarpflege-, Intimhygieneprodukten und Gesichtsreinigungsmitteln (im letzten Fall zusammen mit Diazolidinyl-Urea). Für 63 % aller allergischen Reaktionen auf Sonnencremes war Octocrylen verantwortlich.

Fazit Hautpflege-, Haarpflege- und Körperreinigungsprodukte waren am häufigsten an allergischen Reaktionen beteiligt. Als wichtigste Allergene identifizierten die Autoren die Gruppe der Konservierungsstoffe, v. a. Formaldehyde und ein Gemisch aus Methylchloroisothiazolinon und Methylisothiazolinon.

Dr. rer. nat. Frank Lichert, Weilburg

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Abb. 1 In zahlreichen Produkten zur Hautpflege fanden Wissenschaftler potenzielle Allergene. Viele davon dienen als Konservierungsmittel, so z. B. Formaldehyd.