Neuroradiologie Scan 2012; 02(04): 238-240
DOI: 10.1055/s-0032-1310294
Aktuell
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

In-utero-MRT bei Mehrlingsschwangerschaften: Identifizierung entwicklungsbezogener Gehirnabnormitäten

Further Information

Publication History

Publication Date:
01 October 2012 (online)

Mehrlingsschwangerschaften, bei denen 1 Fetus eine signifikante Abnormität im ZNS aufweist, der andere hingegen normal ist, sind hinsichtlich des klinischen Managements eine Herausforderung. Die Identifizierung solcher Abnormitäten erfolgt zunehmend in utero mithilfe der MRT-Diagnostik. P. D. Griffiths et al. haben untersucht, wie hoch die Diskrepanzraten zwischen In-utero-MRT- und Sonografie-Ergebnissen bei Mehrlingsschwangerschaften im Vergleich zu Einlingsschwangerschaften sind und in welchem Ausmaß der zusätzliche Einsatz der In-utero-MRT das klinische Management beeinflussen könnte.

Die Studie aus dem Vereinigten Königreich berücksichtigte 50 Frauen, bei denen eine Mehrlingsschwangerschaft vorlag. Dabei zeigte jeweils mindestens 1 Fetus im Ultraschall eine mögliche entwicklungsbezogene Abnormität im ZNS. Die Studienteilnehmerinnen unterzogen sich zudem einer In-utero-MRT. Im Fall von Unstimmigkeiten zwischen den MRT- und Sonografie-Ergebnissen untersuchte ein Experte diese unabhängig voneinander. Ziel war es, festzustellen, in welchem Ausmaß sich die Ergebnisse der MRT auf die Diagnosestellung und auf das klinische Management auswirken würden.

Das mittlere maternale Alter zum Zeitpunkt der In-utero-MRT war 31 Jahre (Spanne: 22 – 41 Jahre), das Gestationsalter betrug im Mittel 23 Wochen (Spanne: 18 – 30 Wochen). Bei 33 von 50 Fällen (66 %; 95 %-Konfidenzintervall [KI] 51 – 79) waren die Ergebnisse von Sonografie und MRT nicht wesentlich verschieden. Diskrepanzen zwischen beiden Methoden traten bei 17 von 50 Fällen auf (34 %; 95 %-KI 21 – 49). Bei 10 der 17 Fälle war der Grund für Unstimmigkeiten zwischen Sonografie und MRT die An- bzw. Abwesenheit des Corpus callosum. Bei 12 der strittigen Fälle (24 % aller in der Studie berücksichtigten Fälle) hätten die Ärzte eine Empfehlung zum Abbruch der Schwangerschaft erteilt.