Neonatologie Scan 2012; 01(01): 40
DOI: 10.1055/s-0032-1310213
Aktuell
Zentralnervensystem
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Frühgeburt: Sensitivität des Baroreflexes gestört

Further Information

Publication History

Publication Date:
23 August 2012 (online)

Eine gestörte Regulation des Blutdrucks könnte bei frühgeborenen Säuglingen mit verantwortlich sein für die erhöhte Inzidenz des plötzlichen Kindstods. N. B. Witcombe et al. untersuchten nun die Auswirkungen einer Frühgeburt auf die Blutdruckkontrolle.

Die Autoren untersuchten hierzu 25 frühgeborene Säuglinge (Gestationsalter 28 – 30 Wochen) mit Geburtsgewichten zwischen 600 g und 2061 g. Als Kontrollen dienten 31 termingerecht geborene Säuglinge (Gestationsalter 38 – 42 Wochen) mit Geburtsgewichten zwischen 2900 g und 4250 g. Bei allen erfolgte eine Polysomnografie, um Schlafverhalten, Aktivität und Vitalparameter zu erfassen. Die Untersuchung fand zwischen 9:00 Uhr und 16:00 Uhr in einem Schlaflabor statt. Der Blutdruck wurde nichtinvasiv mit einer Manschette am Handgelenk gemessen, sobald das Kind schlief. Die Blutdruckregulation ermittelten die Autoren indem sie die Sensitivität des Baroreflexes mittels Spektralanalyse aus der Variabilität von Herzfrequenz und systolischem Blutdruck bestimmten. Die Untersuchungen bzw. Messungen erfolgten dabei im Alter zwischen 2 und 4 Wochen, 2 und 3 Monaten sowie 5 und 6 Monaten.

Das postnatale Alter beeinflusste in beiden Gruppen nicht den systolischen Basisblutdruck. Der systolische Blutdruck lag jedoch im Alter zwischen 2 und 3 Monaten in aktiven Schlafphasen höher als in den inaktiven Phasen. Bei frühgeborenen Säuglingen hatte das postnatale Alter während der inaktiven Schlafphasen keinen signifikanten Effekt auf den Baroreflex, während sich während der aktiven Phasen ein Trend zu einer Steigerung mit dem Alter zeigte. Im Gegensatz zu den Frühgeborenen, bei denen sich keine Steigerung des Baroreflexes mit zunehmender Reife zeigte, war dieser Reflex bei termingerecht geborenen Säuglingen in den inaktiven Schlafphasen im Alter zwischen 5 und 6 Monaten signifikant höher als im Alter zwischen 2 und 4 Wochen. Im Vergleich zu den termingerecht geborenen Säuglingen lag der Baroreflex bei Frühgeborenen während der inaktiven Schlafphasen im Alter zwischen 2 und 4 Wochen um 38 % höher und im Alter zwischen 5 und 6 Monaten um 29 % niedriger. In den inaktiven Phasen war der Baroreflex bei den Frühgeborenen im Alter zwischen 2 und 3 Monaten 26 % niedriger als in den aktiven Phasen.