Neonatologie Scan 2012; 01(01): 39
DOI: 10.1055/s-0032-1310212
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Zentralnervensystem
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Langzeitentwicklung von Kindern mit künstlicher Beatmung in den ersten Lebensstunden

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Publication Date:
23 August 2012 (online)

Nach Schätzungen verschiedener Autoren benötigen etwa 3,6 pro 1000 am errechneten Termin geborener Kinder in den ersten Lebenstagen eine künstliche Beatmung – beispielsweise aufgrund einer Mekoniumaspiration oder eines Respiratory Distress Syndrome (RDS). Aber bisher ist nicht bekannt, wie die Weiterentwicklung der Neugeborenen verläuft: Neurologische Entwicklungsstörungen oder Entwicklungsverzögerungen sind wahrscheinlich, aber bisher nicht systematisch überprüft. Ramadan und Mitarbeiter haben nun diese Kinder im Alter von 2 Jahren nachuntersucht und den Entwicklungszustand bestimmt.

Bei Kindern, die in den ersten 24 Lebensstunden beatmet werden müssen, ist bis zum 2. Lebensjahr eine erhöhte Mortalität zu verzeichnen, bei den Überlebenden sind neurologische Störungen häufig. Dieses Ergebnis hat die britische Arbeitsgruppe anhand einer retrospektiven Untersuchung an 43 Kindern erhalten. Eingeschlossen wurden alle Neugeborenen eines Zentrums der Maximalversorgung im Jahr 2006, die in den ersten 24 h nach der Geburt beatmet werden mussten, dabei aber keine großen angeborenen Defekte aufwiesen, die eine chirurgische Intervention erforderlich gemacht hätten. Im Alter von 2 Jahren wurden die Kinder nachuntersucht, einschließlich einer ausführlichen neurologischen Einschätzung. Bei Auffälligkeiten erfolgte dann eine Beurteilung mittels der Griffiths Mental Development Scale.

Die Gründe für die Beatmung bei den 43 Kindern umfassten RDS (12 Kinder), Mekoniumaspirationssyndrom (11 Kinder), hypoxisch-ischämische Enzephalopathie (HIE; 11 Kinder), Sepsis (5 Kinder), persistierende pulmonale Hypertonie des Neugeborenen (3 Kinder) und Infarkt der A. cerebri media (1 Kind). 11 Kinder entwickelten Krampfanfälle (26 %), 13 wiesen eine Abnormität im EEG (30 %) und 11 (26 %) im kranialen MRT auf.

Bei der Nachuntersuchung im Jahr 2 waren 6 Kinder gestorben, und 5 litten an einer schweren neurologischen Störung gemäß der Griffiths Scale, entsprechend einem ungünstigen Outcome von 26 %. Als Risikofaktoren für eine deutliche Entwicklungsstörung (1 Kind mit kongenitaler Toxoplasmose und das Kind mit dem Mediainfarkt waren dabei ausgeschlossen) erwiesen sich Notwendigkeit einer Antikonvulsiva-Behandlung (relatives Risiko [RR] 4,44) und Beatmung über mehr als 3 Tage (RR 4,83). Kinder mit der Ausgangsdiagnose HIE hatten ein besonders erhöhtes Risiko für ein ungünstiges Ergebnis (5,45).