Neonatologie Scan 2012; 01(01): 37-38
DOI: 10.1055/s-0032-1310209
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Zentralnervensystem
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Postnatale Infektionen bei Frühgeborenen: Auch bei negativer Blutkultur wichtiger Risikofaktor für Störungen der Hirnentwicklung

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Publication Date:
23 August 2012 (online)

Postnatale Infektionen sind ein wichtiger Risikofaktor für Beeinträchtigungen der Hirnentwicklung bei Frühgeborenen. Vann Chau und Mitarbeiter aus Vancouver, Kanada, untersuchten bei diesen Kindern einen möglichen Zusammenhang zwischen postnatalen Infektionen und mikrostrukturellen und metabolischen Hirnentwicklungsstörungen.

Verletzungen der weißen Substanz (white matter injury – WMI) stellen die häufigste Form der Hirnschädigung bei Frühgeborenen dar. Perinatale Infektionen sind als wichtiger Risikofaktor für WMI erkannt worden. Bekannt ist auch, dass fast die Hälfte der Frühgeborenen mit einer postnatalen Infektion im weiteren Verlauf Störungen der neurokognitiven Entwicklung zeigen – auch wenn sich kulturell kein Keim nachweisen ließ. Unklar ist bisher, ob auch andere Hirnabnormalitäten mit postnatalen Infektionen korreliert sind.

Die Studie untersuchte 117 Frühgeborene (24. – 32. Gestationswoche) prospektiv mittels MRT (zum Ausschluss von WMI und Hirnblutungen), MR-Spektroskopie (zum Nachweis von metabolischen Störungen) und Diffusions-Tensor-Imaging (zur Darstellung der Mikrostruktur). Die 1. Untersuchung wurde durchgeführt, sobald die Kinder klinisch stabil waren, die 2. im Mittel in der 32. Woche nach der letzten Menstruation.

51 Frühgeborene (44 %) wiesen schon vor der ersten Untersuchung eine Infektion auf, die bei 34 mit einer positiven Blutkultur einherging. 17 Kinder zeigten nur klinische Zeichen einer Sepsis. Verglichen mit den nichtinfizierten Kindern waren die Frühgeborenen mit Infektionen bei der Geburt jünger und kleiner und zeigten mehr systemische Erkrankungen.

Bei 34 Kindern wurden im ersten Scan WMI nachgewiesen. Eine Infektion mit positiver Blutkultur erwies sich als unabhängiger Risikofaktor für eine WMI (OR = 3,4, p = 0,04) und für Kleinhirnblutungen (OR = 8,9; p = 0.02). Kinder mit nicht durch eine Kultur bestätigter klinischer Infektion hatten ebenfalls ein erhöhtes Risiko für Kleinhirnblutungen (OR = 15,7, p = 0,01), nicht aber für WMI.

Nahm man die Ergebnisse des 2. Scans hinzu, waren postnatale Infektionen mit einer ganzen Reihe von Hinweisen auf eine verzögerte Hirnentwicklung assoziiert. Betroffene Kinder hatten unabhängig von der Blutkultur ein signifikant niedrigeres Verhältnis von N-Acetylaspartase/Cholin, eine erhöhte mittlere Diffusivität und weniger fraktionale Anisotropie der weißen Substanz. Die postnatalen Infektionen wirkten sich auch ansonsten ungünstig auf die Entwicklung aus. So hatten die Kinder vermehrt chronische Lungenerkrankungen, zeigten mehr neurologische Auffälligkeiten und mussten länger künstlich beatmet und über eine Sonde ernährt werden.