Neonatologie Scan 2012; 01(01): 34-35
DOI: 10.1055/s-0032-1310205
Aktuell
Zentralnervensystem
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Neurologische Entwicklung nach akuten intrauterinen und neonatalen Erkrankungen

Further Information

Publication History

Publication Date:
23 August 2012 (online)

Eine ganze Reihe von Interventionen hat zum Ziel, die Säuglings- und Kindersterblichkeit zu verringern. Dagegen gibt es nur wenige Daten zu den Folgen von akuten Erkrankungen, die intrauterin oder kurz postnatal aufgetreten sind und nicht zum Tod des Kindes geführt haben. Welche Konsequenzen diese Erkrankungen dann auf die neurologische Langzeitentwicklung der betroffenen Kinder haben, hat Michael Mwaniki vom Centre for Geographic Medicine in Kenia mit seinen Mitarbeitern untersucht.

Intrauterine und neonatale Erkrankungen zeitigen erhebliche Folgen für die Betroffenen; das Risiko für die Entwicklung anhaltender neurologischer Störungen ist hoch. Das ist eines der Ergebnisse von Mwaniki et al., die für ihre retrospektive Untersuchung insgesamt 153 Studien weltweit herangezogen haben. Sie suchten dabei in der Literatur nach Arbeiten, die das Auftreten intrauterin oder postnatal bis zum 28. Lebenstag aufgetretener Erkrankungen mit mindestens 80 % überlebenden Kindern untersucht hatten, mit einer Nachbeobachtungszeit von mindestens 6 Monaten sowie dem Einsatz standardisierter Tests zur Beurteilung der neurologischen Entwicklung bei der Nachuntersuchung. Die Erkrankungen umfassten Sepsis, Neugeborenenikterus, Meningitiden, Frühgeburtlichkeit, Zytomegalievirus-Infektionen u. a. Mwaniki und Kollegen berechneten daraus das Risiko für das Auftreten von Langzeitstörungen in den Bereichen kognitive Fähigkeiten, motorische Fähigkeiten, Hören, Sehen, Auftreten von Krampfanfällen sowie Verhalten und die jeweiligen Schweregrade (leicht, mäßig, schwer).

Die kumulierten Daten für die insgesamt 22 161 überlebenden Kinder zeigten bei der Auswertung:

  • ein medianes Gesamtrisiko von 39,4 % für mindestens eine Langzeitstörung in einem der geprüften Bereiche

  • ein Risiko von 18,5 %, für mindestens eine schwere Störung

  • ein Risiko von 5 % für mindestens eine mäßigen Störung

  • ein Risiko von 10 % für mindestens eine leichte Störung

Dabei war das Risiko unabhängig von der geografischen Region, in der die Studien durchgeführt worden waren, der Dauer der Nachbeobachtung und dem Zeitraum der Studie. Die häufigsten Langzeitfolgen waren Lernschwierigkeiten, kognitive Einschränkungen und Entwicklungsverzögerungen (59 %), infantile Zerebralparese (21 %), Hörstörungen (20 %) und Sehstörungen (18 %). Einschränkungen in mehreren Bereichen wurden nur an 2815 Kindern untersucht, von denen 334 (32 %) betroffen waren.