Neonatologie Scan 2012; 01(01): 30
DOI: 10.1055/s-0032-1310198
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Epidemiologische Daten
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Postnatale Mortalität: Die Risiken der Allerkleinsten untersucht

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Publication Date:
23 August 2012 (online)

Die moderne Neonatalogie hat, nicht zuletzt seit der Einführung der Surfactanttherapie, viele Fortschritte bezüglich des Überlebens auch extrem frühgeborener Kinder gemacht. Daten zu aktuellen Mortalitätsrisiken der Allerkleinsten sind rar. Das Deutsche Frühgeborenennetzwerk (GNN) veröffentlichte jetzt, was extreme Frühchen derzeit am meisten gefährdet.

Das Deutsche Frühgeborenennetzwerk (German Neonatal Network; GNN) untersucht prospektiv das Langzeitergebnis der Versorgung von Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 1500 g (very low birth weight, VLBW). Für die vorliegende Auswertung legten die Untersucher alle mit einem entsprechend geringen Geburtsgewicht in GNN-Zentren geborenen Kinder des Jahres 2010 zugrunde. Von den insgesamt 2221 Frühgeborenen mit VLBW willigten bei 1485 Kindern die Eltern an der Teilnahme in GNN ein, sodass hier auch über den klinischen Basisdatensatz hinausgehende Informationen gesammelt werden konnten. Ausgewertet wurden in der aktuellen Analyse die für das Versterben ursächlichen Faktoren beim ersten Klinikaufenthalt, die der betreuende Neonatologe dokumentiert hatte.

Von den insgesamt 2221 sehr kleinen Frühgeborenen verstarben insgesamt 221 während des 1. Klinikaufenthalts. Von den in die Studie aufgenommenen 1485 Kinder waren es mit 49 Verstorbenen im Verhältnis deutlich weniger – ein Manko, wie die Autoren beklagen: Gerade die vulnerabelsten Babys sollten in GNN integriert werden, um die Risikofaktoren bei ihnen besser charakterisieren und die Versorgung optimieren zu können.

Männliche Frühgeborene wiesen ein höheres Mortalitätsrisiko auf als weibliche: Sie machten 58,8 % der verstorbenen Kinder aus, aber nur 51,7 % der überlebenden Frühgeborenen (p = 0,047). Das mediane Gestationsalter und Geburtsgewicht war bei Verstorbenen signifikant geringer als bei Überlebenden. Nach einer multivariaten Analyse der detaillierteren Daten der GNN-Kohorte waren Geburtsgewicht und Apgar-Wert nach 10 Minuten die einzigen unabhängigen Einflussfaktoren für die Mortalität.

Bei 11 Frühgeborenen hatten die betreuenden Neonatalogen den hauptsächlichen Einflussfaktor für das Versterben nicht angegeben. 25 Frühgeborene wurden von vorneherein palliativ versorgt, 14 Frühgeborene hatten letale Fehlbildungen. Bei 56 Kindern wurden inflammatorische Erkrankungen, einschließlich Sepsis und nekrotisierende Enterokolitis (NEC) als hauptsächliche Todesursache genannt. Alle verstorbenen Frühgeborenen waren beatmet worden. Respiratorische Erkrankungen spielten als Mortalitätsursache bei 65 Frühgeborenen eine Rolle. Davon verstarben 11 Frühgeborene an einer Lungenblutung. Auch in anderen Studien wird diese Komplikation als eine wichtige Todesursache von Neugeborenen mit VLBW genannt, die der weiteren Erforschung bedarf.