Neonatologie Scan 2012; 01(01): 28
DOI: 10.1055/s-0032-1310195
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Perinatal- und Säuglingssterblichkeit: Internationale Vergleiche hinken

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Publication Date:
23 August 2012 (online)

Jedes Jahr veröffentlichen verschiedene Institutionen internationale Ranglisten der Kindersterblichkeit. Diese finden viel Beachtung in Politik, Fach- und Laienpresse. Dennoch ist die Validität fraglich. Der Grund sind Unterschiede bei der Geburtenregistrierung. K. Joseph et al. haben nun die Validität des Länderrankings von Industrienationen im Hinblick auf die Perinatal- und Säuglingssterblichkeit unter die Lupe genommen.

Für ihre retrospektive, populationsbasierte Studie nutzen die kanadischen Forscher nationale Daten der Jahre 2004 und 2007 aus den USA, Kanada, Europa, Australien und Neuseeland. Sie erstellten ein Ranking basierend auf den rohen Raten der Fetal-, Neonatal- und Säuglingssterblichkeit sowie ein Ranking nach Ausschluss von Lebendgeborenen mit einem Geburtsgewicht < 500 g und < 1000 g bzw. einem Gestationsalter < 24 und < 28 Wochen.

Die länderspezifischen Angaben variierten stark. Danach betrug in 2004 der Anteil an Lebendgeborenen mit einem Geburtsgewicht < 500 g pro 10 000 Lebendgeburten in Ländern wie Belgien oder Irland < 1, in England 6,1, in Kanada 10,8 und in den USA 16,9. Neonatale Todesfälle mit einem Gewicht < 500 g machten in Luxemburg und Malta weniger als 1 % aller neonatalen Todesfälle aus, in Kanada waren es 29,6 % und in den USA 31,1 %. Der Anteil der Lebendgeborenen < 24. Gestationswoche reichte von 0 /10 000 Lebendgeborene z. B. in Ungarn und Luxemburg bis zu 16,3 in Kanada und 26,2 in den USA. Ähnliche Schwankungen wurden bei Lebendgeborenen < 1000 g bzw. vor Gestationswoche 28 sowie bei neonatalen Todesfällen < 1000 g bzw. vor Gestationswoche 24 und 28 beobachtet.

Es zeigten sich signifikante Verschiebungen im Länderranking, wenn die Rangliste, die auf den rohen neonatalen Sterberaten basiert, mit der Rangliste verglichen wurde, die Lebendgeburten < 1000 g ausschließt: Kanada beispielsweise verbesserte sich unter 25 Ländern von Platz 18 auf Platz 12 und die USA von Platz 22 auf Platz 11. Die Ergebnisse waren ähnlich, wenn Lebendgeborene < 28 Gestationswochen ausgeschlossen wurden. Wurde die rohe Säuglingssterblichkeitsrate zugrunde gelegt, so rangierten Kanada und die USA unter 18 Ländern an 12. und 16. Stelle, ohne Berücksichtigung von Lebendgeburten < 1000 g nahmen sie Rang 6 und 12 ein. Gemäß der rohen Totgeburtenrate standen Kanada und die USA an 27. und 23. Position. Wurden Totgeburten < 1000 g nicht mit eingerechnet, verbesserten sich beide Länder auf Position 12 und 17.