Neonatologie Scan 2012; 01(01): 24-25
DOI: 10.1055/s-0032-1310190
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Atmung und Herz-Kreislauf-System
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Vor allem Hochrisiko-Kinder mit respiratorischer Insuffizienz scheinen mit iNO behandelt zu werden

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Publication Date:
23 August 2012 (online)

Inhalatives Stickoxid (iNO) wird als selektiver pulmonaler Vasodilatator bei Frühgeborenen mit hypoxischer respiratorischer Insuffizienz eingesetzt. Eine evidenzbasierte Leitlinie zu dieser Therapie fehlt aber bisher. Die Arbeitsgruppe von Michael R. Stenger aus Ohio, USA, untersuchte, wie die iNO-Therapie in verschiedenen US-amerikanischen Zentren gehandhabt wird.

Die Studien zu iNO-Therapie bei Frühgeborenen zeigen eine sehr große Variation in Bezug auf Einschlusskriterien, Dauer der einzelnen Anwendung und Gesamttherapiedauer. Die Ergebnisse einer entsprechenden Metaanalyse waren nicht eindeutig, sodass die Anwendung von iNO in den USA zurzeit nicht als Routinemaßnahme und nur in streng kontrollierten klinischen Studien empfohlen wird.

Im Rahmen der USA-weiten retrospektiven Kohortenstudien wurden die Daten von 22 699 konsekutiven Frühgeborenen aus 37 pädiatrischen Kliniken ausgewertet. Insgesamt waren 1644 (7,2 %) der Kinder mit iNO behandelt worden – allerdings mit einer hohen Variation zwischen den einzelnen Kliniken (0,5 – 26,2 %, p < 0,001). Im Mittel wurde mit der Therapie im Alter von 20 Tagen begonnen. Auch hier war aber eine erhebliche Variation festzustellen (6. – 65. Tag, p < 0,001). Auch die Dauer der Therapie variierte mit einer mittleren Therapiedauer von 1 – 31 Tagen deutlich zwischen den verschiedenen Zentren. Auffällig war, dass größere Zentren deutlich seltener iNO einsetzten und geringere Mortalitätsraten hatten. Zentren, die Kinder häufiger mit iNO behandelten, wandten das Medikament auch deutlich länger an.

iNO-behandelte Kinder hatten ein niedrigeres Gestationsalter und geringeres Geburtsgewicht und wurden häufiger bereits am ersten Lebenstag in die Kinderklinik überwiesen. Insgesamt war die Mortalität bei iNO-behandelten Kindern mit 36,3 % sehr hoch und deutlich höher als bei Kindern ohne diese Therapie (8,3 %, Odds Ratio 6,27). Die höhere Mortalität war auch noch nach Berücksichtigung demografischer Faktoren und bestimmter häufiger Diagnosen wie bronchopulmonale Dysplasie (BPD), nekrotisierende Enterokolitis (NEC) Stadium II oder III und intraventrikuläre Hämorrhagie (IVH) signfikant (Odds Ratio 3,79; p < 0,001).

Nach Aussage der Autoren lässt sich aus diesen retrospektiven Beobachtungsdaten kein Nutzen der iNO-Therapie ableiten. Die hohe Mortalitätsrate weist darauf hin, dass vor allem Kinder mit extrem ungünstiger Prognose mit iNO behandelt werden.