Neonatologie Scan 2012; 01(01): 22-23
DOI: 10.1055/s-0032-1310187
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Atmung und Herz-Kreislauf-System
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Komplikationen nach Surfactantapplikation

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Publication Date:
23 August 2012 (online)

Nach der Gabe von Surfactant wurden schwere Atemwegsobstruktionen (SAO) beobachtet. Ein standardisiertes Applikationsprotokoll mit einem Monitoring des respiratorischen Verlaufs bestätigte die besondere Gefährdung bei sehr geringem Körpergewicht.

J Perinatol 2012; 32: 270 – 275

Frühgeborene mit einem Gestationsalter von 23 Schwangerschaftswochen erhielten prophylaktisch und ab der 24. Woche als Frühbehandlung Surfactant, wenn direkt nach der Entbindung eine Intubation erfolgte. Alle Kinder wurden nach dem Beatmungsprotokoll für neonatale Intensivstationen ventiliert. Die Abgabe des Surfactant (boviner Lipidextrakt) erfolgte über einen in-line Katheter in der mittleren Trachea. Die Dosis betrug 5 ml/kg Körpergewicht (4 Bolusinjektionen im Abstand von 60 s). Die Patienten blieben während der Behandlung in horizontaler Lage. Fiel der Sauerstoffpartialdruck oder die Herzfrequenz, erfolgten standardisiert stufenweise Adaptationen der Beatmungsparameter mit einer Erhöhung der Beatmungsfrequenz und des positiven Inspirationsdrucks. Falls keine klinische Besserung eintrat, wurde die maschinelle Ventilation abgebrochen und durch eine Beutelbeatmung ersetzt (positiver endexspiratorischer Druck 5 cm H2O). Bei persistierender Problematik sollte eine Absaugung und als letztes Mittel die Auswechslung des Tubus erfolgen. Alle Maßnahmen, Komplikationen und Beatmungswerte wurden protokolliert.

Während 6 Monaten wurden 39 Kinder mit einem durchschnittlichen Gestationsalter von 30,2 Wochen und einem Körpergewicht von 1443 g behandelt. 49 % hatten Komplikationen nach der Surfactantgabe. Diese Patienten hatten ein signifikant geringeres Geburtsgewicht und jüngeres Gestationsalter (p jeweils 0,05). 28 % waren Minor-Komplikationen. Darunter fielen episodische Bradykardien, eine vorübergehend ungenügende Sauerstoffsättigung oder Hyperkapnie und der Reflux von Surfactant in 3 min nach Applikation einer Einzelfraktion. Alle Symptome waren leicht, transient und dauerten höchstens 30 s. Major-Komplikationen traten bei 20 % auf. 15 % der Frühgeborenen entwickelten nach Surfactant eine SAO. 5 von 6 Fälle waren extrem leichte Kinder (ELBW). Die Inzidenz einer SAO betrug für diese Patientengruppe 31 %. Alle hatten eine schwerere Lungenerkrankung und höhere Beatmungsfrequenz als die stark untergewichtigen Kinder ohne Komplikationen. Bei 3 Patienten war eine Re-Intubation notwendig. In 3 Fällen war der Tubus durch einen Pfropfen tamponiert. 2 Kinder mit einem Geburtsgewicht > 1000 g hatten eine persisierende pulmonale Hypertonie (PPHN).