Neonatologie Scan 2012; 01(01): 21-22
DOI: 10.1055/s-0032-1310186
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Atmung und Herz-Kreislauf-System
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Atemnotsyndrom: Wie effektiv ist Heliox?

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Publication Date:
23 August 2012 (online)

Das Gasgemisch aus Helium und Sauerstoff vermindert die Atemarbeit, erleichtert den Gasaustausch und verbessert bei Erwachsenen und Kindern die Ergebnisse einer nichtinvasiven Beatmung. Ob dies auch für Frühgeborene mit Atemnotsyndrom gilt, überprüften Colnaghi et al.

Pediatr 2012; 129(2): e333-338

Die mechanische Beatmung und Surfactanttherapie sind die Eckpfeiler der Behandlung eines Atemnotsyndroms (RDS) bei Frühgeborenen. Wegen des hohen Risikos für zusätzliche pulmonale Komplikationen bei der invasiven Ventilation, ist eine Beatmung über Nasen-CPAP (Continuous Positive Airway Pressure, nCPAP) anzustreben. Bei Frühchen mit einem Gestationsalter zwischen 27 und 31 Wochen reicht diese aber in 40 % der Fälle nicht aus. Colnaghi et al. verglichen die Häufigkeiten einer maschinellen Beatmung nach der nCPAP-Beatmung mit und ohne Heliox-Insufflation. Alle Neugeborenen hatten ein Gestationsalter zwischen 28 und 32 Wochen und einen Silverman-Score ≥ 5. Radiologisch bestand ein RDS und für eine Sauerstoffsättigung von 88 – 95 % war in der ersten Lebensstunde eine FiO2 von mindestens 0,25 notwendig.

24 Kinder erhielten nCPAP und 27 zusätzlich über 12 Stunden Heliox (80 % Helium und 20 % Sauerstoff). Anschließend erfolgte die Weiterbeatmung wie bei den Kontrollen. Die klinischen Charakteristika waren nicht wesentlich verschieden. Die Silverman-Scores verbesserten sich in beiden Gruppen signifikant. Die FiO2, Sauerstoffsättigung und der Blutdruck waren in der Heliox-Gruppe nur tendenziell günstiger. Die Wahrscheinlichkeit für eine Intubation war aber deutlich geringer. 14,8 % vs. 45,8 % der Kinder mussten maschinell beatmet werden (RR 0,32; 95 %-KI 0,12 – 0,88; p = 0,029). Surfactant war seltener erforderlich (RR 0,26; 95 %-KI 0,08 – 0,82; p = 0,021). Die Berücksichtigung von Einflussvariablen wie Geschlecht oder Gestationsalter änderte die Resultate nicht. Auch die Beatmungsdauer war durch die Heliox-Gabe verkürzt. Sie betrug durchschnittlich 26 Tage und war bei den Kontrollen 33 Tage erforderlich. Die Ausgangsdrücke für die CPAP-Beatmung unterschieden sich nicht und beeinflussten nicht die Notwendigkeit zur invasiven Beatmung. Diese wurde bei 3 (Heliox) und 7 (Kontrollen) Kindern erforderlich. Sie wurde spätestens nach 10 Stunden begonnen (p = 0,347). Die Dauer betrug 8,6 vs 5,17 Tage (p = 0,144). Die Krankenhausverweilzeit war für die Gruppen nicht verschieden. Die Häufigkeit Unreife-assoziierter Komplikationen wie eine nekrotisierende Enterokolitis oder Septikämien war vergleichbar.